Zinszoom: Notenbanken treten stärker auf die geldpolitische Bremse
Die Europäische Zentralbank (EZB) teilte auf ihrer Sitzung am 7. März 2019 mit, dass sie die Leitzinsen nicht vor 2020 erhöhen will, und im Umfeld der Fed wird erstmals von möglichen Zinssenkungen gesprochen. Die Bestzinsen für zehnjährige Baufinanzierungen verharren währenddessen auf dem tiefsten Stand seit über zwei Jahren, heißt es im Marktkommentar „Zinszoom“ des Maklerpools Qualitypool.
„Die EZB ist für ihre Verhältnisse sehr direkt geworden und schließt eine Zinserhöhung bis mindestens Ende 2019 aus“, kommentiert Jörg Haffner, Geschäftsführer von Qualitypool. „EZB-Präsident Mario Draghi reagiert damit aktiv auf die Abschwächung der Konjunktur beziehungsweise verhaltenere Verbraucherpreise. Auch die Wachstumsprognose für 2019 hat die EZB deutlich nach unten korrigiert. Sie versucht auf diese Weise, die Zügel in der Hand zu behalten. Günstige langlaufende Darlehen für Banken sind neben den niedrigen Zinsen eine Maßnahme, um nicht nur zu reagieren, sondern sich gegen den Abschwung zu stemmen. Der EZB stehen aber aktuell verhältnismäßig wenige geldpolitische Maßnahmen zur Verfügung und sie wird dafür kritisiert, dass sie in den wirtschaftlich stabileren Vorjahren nicht an der Zinsschraube gedreht hat.“
Auch bei der US-Notenbank Fed herrscht größere Skepsis bezüglich der Wirtschaftsentwicklung. Aktuell setzt sie auf eine neutrale Geldpolitik und plant keine regelmäßigen Zinserhöhungen, wie sie in den vergangenen zwei Jahren zur Gewohnheit geworden waren. Sie könnte sogar einen Schritt weiter gehen und die Leitzinsen senken. In diese Richtung weisen erste vorsichtige Aussagen des US-Notenbankmitglieds Lael Brainard. „Spätestens jetzt wird die konjunkturelle Abschwächung in den USA spürbar“, erläutert Haffner. „Laut Beige Book wächst die Wirtschaft im überwiegenden Teil der Notenbankdistrikte nur noch geringfügig bis moderat, und die Inflation befindet sich mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit über eineinhalb Jahren. Die Fed ist dafür bekannt, dass sie rascher auf wechselnde Szenarien reagiert als die EZB. Für die Sitzung am 19./20.3. ist wahrscheinlich noch nicht mit einer Zinssenkung zu rechnen. Es wird aber gespannt auf die Erläuterungen von Fed-Präsident Powell gewartet.“
Die Bestzinsen für zehn- und 15-jährige Baufinanzierungen befinden sich weiterhin auf dem tiefsten Stand seit über zwei Jahren. Die zehnjährigen Zinsbindungen sanken bereits Anfang Februar auf 0,90 Prozent und behielten diesen Wert seitdem recht konstant bei. Für die 15-jährigen Zinsbindungen ging es von 1,38 Prozent Ende Januar zurück auf 1,28 Prozent Anfang Februar und Mitte des Monats weiter auf 1,24 Prozent – dort erreichten sie einen vorläufigen Tiefpunkt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen nähert sich währenddessen der Nulllinie an.
Haffner ergänzt zur Entwicklung der Bauzinsen: „Für das Zinsumfeld und in der Folge die potenziellen Finanzierungskunden war die Aussage der Fed selbstverständlich sehr wertvoll. Sie müssen sich in den nächsten Monaten deutlich weniger Gedanken über steigende Bauzinsen machen. Kleinere Schwankungen nach oben sind trotzdem drin. Es könnte auch für einen leichten Abwärtstrend bei Anleihen und Zinsen sorgen, wenn die Fed Ernst macht und die Leitzinsen senkt. Für den Abwärtstrend spricht aktuell die Entwicklung des zehnjährigen Swapsatzes, der auf den niedrigsten Wert seit dem vierten Quartal 2016 gesunken ist.“
Quelle: Zinszoom Qualitypool
Die Qualitypool GmbH ist ein unabhängiger Maklerpool mit mehr als 1.500 aktiven Maklern. Die Gesellschaft bietet ihren Maklern ein breites Portfolio an Produkten zur Finanzierung, Versicherung und Geldanlage. Qualitypool ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (JF1)