„Börsenunabhängige Sachwert-Investments sollten profitieren“

Am 4. Juli 2016 veröffentlichte die Kapitalanlagezeitung EXXECNEWS eine Umfrage unter 173 Finanzdienstleistern. Gefragt wurde nach deren Einschätzung der Brexit-Auswirkungen:

Jonathan Hill, Europas ranghöchster Finanzdienstleister, weil EU-Kommissar für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion, ist das erste Opfer des Brexit auf EU-Kommissions-Seite. Er trat zurück. Ist damit der britische Finanzdienstleistungseinfluss auf Resteuropa Geschichte? Unsere Branche Finanzdienstleistung hat sich in England viel abgeschaut, genauer, die Brüsseler Behörde hat das getan. Die „best-advice“ Beratungslogik beispielsweise. Ist es damit jetzt vorbei? Besinnt sich Brüssel nunmehr wieder kontinental-europäischer Beratungskulturen, kehrt die Dominanz guter Ausbildung und Correctness des Beraters wieder ein? EXXECNEWS wollte wissen, ob unsere Branche gedanklich den Brexit antizipierte. Wir haben bei KVGen, Vertrieben und Initiatoren nachgefragt. Dieses wollten wir wissen: 1. Denken Sie, dass sich der private/ institutionelle Anlagemarkt verändern wird? 2. Wird die Entscheidung zu mehr/ weniger Anlageinvestitionen führen? 3. Werden jetzt Sachwertanlagen noch interessanter? 4. Wird die Brüsseler „Regulierungswut“ dadurch tangiert? 5. Werden die deutschen Regulierungspläne davon beeinflusst? Stichwort MIFID, Solvency und andere?

Die Zeit zur Beantwortung war kurz; nur den Zeitraum vom 24. bis 28. Juni konnten wir anbieten. Geantwortet haben von 173 befragten Unternehmen etwa 40. Eine erfreulich große Zahl. Etwa die Hälfte der Antworten waren Bitten um Verständnis, dass in der Kürze der Zeit oder weil die Überlegungen noch nicht abgeschlossen seien, eine relevante Stellungnahme nicht möglich sei. Das zeigt, dass ähnlich wie die Briten es derzeit selbst demonstrieren, unsere Branche überwiegend keine Peilung hat, welche Konsequenzen aus dem Brexit zu ziehen sind. Strategische Pläne „B“ gibt es nicht.

Die Antworten machten deutlich, dass der Brexit erhebliche Konsequenzen auf die deutschen Kapitalanlagen hat. „Investitionen auf dem Staatsgebiet des Vereinigten Königreichs sind für Kapitalanleger ein Unsicherheitsfaktor“, schreibt Wolfgang Dippold, Project Investment-Gruppe, Bamberg, ähnlich Gordon Grundler, Primus Valor, Mannheim, Karsten Reetz, reconcept, Hamburg: „Dies ist alles Gift für die Finanzmärkte … Anleger verharren in Wartehaltung.“ Andreas Mankel, 7x7 Unternehmensgruppe, Bonn, fragt nach Alternativen zum etablierten Kapitalmarkt. Einen institutionellen Aspekt fügt Roderich Widenmann, MHC Marble House Capital, Hamburg, an: „(…) deutsche institutionelle Investoren fragen zunehmend nach vollregulierten deutschen Private Equity-Lösungen (Spezial-AIF).“ Jan Fockele, ForestFinance, Bonn, ergänzt: „Gerade die institutionellen Anleger werden sich nun auf die Suche nach ,ruhigeren Gewässern’ begeben.“ Stefan Klaile, Xolaris Service KVAG, München, erwartet zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf den deutschen Anlagemärkten.

Ob die Brexit-Entscheidung zu mehr oder weniger Anlageofferten führen wird? Die Antworten fifty/fifty. „Weniger“, meint Andreas Mankel: „(…) die Anzahl wird sogar steigen“, Wolfgang Dippold. Karsten Reetz: „Börsenunabhängige Sachwertinvestments sollten profitieren.“

Sind Sachwertanlagen die Gewinner des Brexit? „Nein“, meinen Michael Denk, Doric, München, und Martin Sobinski, Conti, München. „Definitiv“, schreibt Andreas Mankel. „Anleger sehnen sich nach Planbarkeit, kontinuierlichen Wertzuwächsen und weniger Volatilität.“

Welche Auswirkungen hat der Brexit auf die Regulierungswut Brüssels? „Es wird eine neue Regulierungsrunde zur Folge haben“, sagt Andreas Mankel. Keine Auswirkungen erwarten Wolfang Dippold, Karsten Reetz, Gordon Grundler. Roderich Widenmann: „Die höchsten regulatorischen Anforderungen hat doch Deutschland. Daran wird sich Europa orientieren.“ Stefan Klaile: „Der Brexit könnte ein Schuss vor den Bug sein. Die EU wird sich fragen lassen müssen, ob sie es nicht mit der Regulierung übertrieben und ein Bürokratie-Monster erschaffen hat, vor dem die Mitglieder nun davonlaufen.“

Ausführlich nimmt Prof. Dr. Robert Göötz, Vorstandschef FLEX Fonds Invest AG Kapitalverwaltungsgesellschaft, Schorndorf, Stellung. Wir geben diese Meinung fast ungekürzt wieder, weil sie die ganze Bandbreite möglicher Gedanken zu unseren Fragen auflistet. Zu Frage 1: „Die ,Austrittsverhandlungen’, wenn sie denn wirklich kommen und nicht der Exit vom Brexit gestaltet wird, werden leicht zwei Jahre und länger dauern. Gegen Ende und im Anschluss an solche Verhandlungen werden deutliche Änderungen eintreten. In der kurzen Frist werden sich Veränderungen nicht durch das Angebot selbst, wohl aber durch geänderte Rahmenbedingungen ergeben. Dazu zählt eine Verschiebung des Wechselkurses wie auch eine Risikoprämie als Abschlag in den Preisen in UK aufgrund der gestiegenen Unsicherheit.“ Zu Frage 2: „Die Anzahl der Offerten ist davon zunächst einmal nicht berührt. Die Anlagemöglichkeiten erfüllen nunmehr aber einen zusätzlichen Zweck. Die Allokation der Gelder zur Anlage dient einer breiteren Risikostreuung. Dies unter der Prämisse, dass auch zukünftig ein freier Kapitalverkehr mit UK möglich sein wird. Sollte dieser eingeschränkt oder nahezu unmöglich sein (durch faktische Hürden und Kontrollen) werden sich die Anlagemöglichkeiten verringern.“ Zu Frage 3: „Sachwertanlagen bleiben interessant. Die ausgelösten Unruhen an den Finanzmärkten fördern eher den Kapitalmarkt und damit auch die Sachwertanlagen. Insbesondere tragen die Unruhen an den Finanzmärkten dazu bei, dass Zinsentscheidungen in den USA wie in der Eurozone eher in die Zukunft verschoben werden. Damit wird die Niedrigzinsphase eher weiter verlängert. Was Sachwertanlagen, neben ihren vielen Vorteilen, zusätzlich interessant macht.“ Zu Frage 4: „Die Brüsseler Regulierungswut sehe ich als solche nicht. Ich sehe nur, was in den Medien und in der öffentlichen Wahrnehmung gern dargestellt wird. Für das Wenigste davon ist originär die EU verantwortlich. De facto wird auf Ebene der EU nichts entschieden, was nicht zuvor mit den Staats- und Regierungchefs der Mitgliedsstaaten abgestimmt worden ist. Die britischen ,Blockierer’, die sich gern in das Mäntelchen der ,Liberalisierer’ gekleidet haben, fallen künftig in der Gestaltung der EU-Richtlinien weg. Damit werden das ,Korsett’ künftig enger und die Regeln strenger werden. Das hat aber nichts mit einer ‘Regulierungswut’ zu tun, sondern mit einem europäischen Verständnis des Kapitalmarktes.“ Zu Frage 5: „Tatsächlich ist das Umsetzen der EU-Richtlinien in nationales Recht das eigentliche ,Problem’ – nicht die EU-Richtlinie selbst. Man muss eher von einer deutschen Regulierungswut sprechen, die sich gern hinter angeblichen EU-Vorgaben versteckt. Wenn die Briten auf EU-Ebene und damit bei der Gestaltung der EU-Vorgaben wegfallen, wird die deutsche Stimme mehr Gewicht haben; gleichwohl aber werden auch die Stimmen von Italien und Frankreich mehr Gewicht haben, die traditionell den Markt beschränken, eng kontrollieren und regeln wollen. Es steht zu befürchten, dass die deutsche Stimme nicht mäßigend wirkt. Wichtig ist dann, dass britische Finanzprodukte keinen (!) Zugang zum EU-Markt haben dürfen. Denn wir werden auf alle Fälle eine ,Regulierung’ der zwei Geschwindigkeiten haben. Und das wäre ein unfairer Wettbewerb. Darin liegt der eigentliche Schlüssel: Zugang zum Markt nur bei gleichen Bedingungen und Voraussetzungen. Das bedeutet aber für die Briten, dass sie europäische Regeln zu befolgen haben, die sie nicht mehr mitgestalten dürfen.“

Nach Redaktionsschluss sind weitere Antworten eingetroffen, die in der Ausgabe EXXECNEWS 15 veröffentlicht werden. (DJ)

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