Die Fondsgesellschaft Jupiter wird am Anleihenmarkt vorsichtiger
„Die heutige Situation erinnert an das Jahr 2006“, sagt Ariel Bezalel, Leiter Strategie für Anleihenmärkte und Fondsmanager bei der britischen Fondsgesellschaft Jupiter. 2006 war das Jahr vor dem Ausbruch der Finanzkrise. „Die größten Risiken sehe ich heute in den Vereinigten Staaten, wo die Verschuldung von Konsumenten und Unternehmen hoch ist und es Anzeichen für eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gibt“, blickt der Fondsmanager in die Zukunft. Eine Steuerreform erscheine zunehmend wenig wahrscheinlich. „Daraus entstehen Risiken auch für den Rest der Welt, denn es gilt immer noch: Wenn Amerika hustet, wird der Rest der Welt krank“, fährt Bezalel fort. Diese Aussichten veranlassen die Strategen im Hause Jupiter, vorsichtig zu werden. So schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) am 13. September 2017 in ihrer Online-Ausgabe.
Ein Indikator könnte der im Jahre 2012 aufgelegte und heute zehn Milliarden Euro verwaltende Fonds „Jupiter Dynamic Bonds“ sein. „Für uns ist jetzt die Zeit gekommen, die Risiken in den Fonds zu verringern und mehr auf die Qualität der Anlagen zu achten. Daher haben wir unsere Bestände an Hochzinsanleihen reduziert“, beschreibt der Fondsmanager sein Vorgehen. Zudem hält der Fonds inzwischen mehr Papiere mit kurzen Restlaufzeiten. Günstige Kaufgelegenheiten findet Bezalel jetzt seltener. Europäische Hochzinsanleihen würden so niedrig notieren wie zehnjährige US-Staatsanleihen. Ebenso wenig gefällt Bezalel, was er gegenwärtig am Markt für amerikanische Unternehmensanleihen sieht, wo sich viele Unternehmen hoch verschulden könnten und die Gläubiger bereit seien, Unternehmen Geld zu leihen, die kein Geld verdienen. Wenn überhaupt, könnten von solchen Unternehmen eher Aktien als Anleihen gekauft werden, meint Bezalel. Allerdings hält der Brite auch den amerikanischen Aktienmarkt für teuer. Einen Grund für die hohen Preise an den Finanzmärkten sieht Bezalel in der lockeren Geldpolitik. Hinsichtlich der Ankündigung der Notenbank Fed, bald mit der Reduzierung ihrer Anleihebestände zu beginnen, gibt er zu bedenken: „Niemand wisse, was dann am Anleihemarkt geschehe.“ Als Begründung für die derzeit weiter hohen Anleihepreise sieht Bezalel den Anlagezwang der institutionellen Anleger von Neugeldern und die verbreitete Auffassung, dass sich am gegenwärtigen Zinsumfeld nicht viel ändern werde.
„Wenn wir heute attraktive Renditen suchen, gehen wir in die Schwellenländer. Aber Vorsicht: Nicht alle Schwellenländer sind attraktiv“, sagt Bezalel. In Asien findet der Anleihestratege interessante Investmentziele: „Uns gefällt zurzeit Indien sehr gut. Acht Prozent unseres Fonds sind jetzt in Indien investiert. Dort sind trotz Wirtschaftswachstums weitere Zinssenkungen möglich, die Verschuldung ist niedrig, und die Regierung betreibt eine wirtschaftsfreundliche Politik.“ Und in der Eurozone sehe es gut aus. Im vergangenen Jahr habe der Fonds in Pflichtwandelanleihen europäischer Banken investiert, in der Zwischenzeit aber auch das Risiko reduziert. Als sichere Anlage betrachtet Bezalel amerikanische Staatsanleihen und rät zu einer Depotbeimischung von Gold. (TS1)