Gold als Ladenhüter?
Am 18. Juni 2015 erschien in der Online-Ausgabe der „Wirtschaftswoche” ein Artikel, wonach die Ersparnisse der Deutschen in Lebensversicherungen (34 Prozent), Bausparverträgen (32 Prozent) oder Tagesgeld (32 Prozent)investiert sind. Etwas mehr als ein Viertel verfügt über Immobilien, Fondsanteile sind bei 23 Prozent der Befragten Teil ihrer Vermögensstruktur. Fest- und Termingeld (19 Prozent) sowie Aktien (15 Prozent) zählen ebenfalls zu den privaten Vermögenswerten.
Umso erstaunlicher sind die Ergebnisse einer Umfrage von Forsa im Auftrag vom Goldhändler Pro Aurum. Denn danach erwarten 30 Prozent aller Deutschen bei einer Geldanlage mit drei Jahren Laufzeit von Gold die höchsten Gewinne – zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und deutlich vor allen Anlageklassen. An Aktien, die „Renditebringer“ der vergangenen Jahre, glauben hingegen nur noch 23 Prozent, ein Rückgang um vier Prozentpunkte. In der Rangfolge sind Fonds (zwölf Prozent), Fest- und Termingeld (sieben Prozent) und Anleihen (drei Prozent) deutlich abgeschlagen. Insbesondere in „unruhigen Zeiten“, wie derzeit unter anderem durch die Griechenlandkrise und den damit gefährdeten Euro, gilt die Anlage in Gold eigentlich als sichere Anlage und als Versicherung für den Fall einer Finanzkrise oder Hyperinflation.
Pro Aurum stellt fest, dass ab März 2015 die Goldverkäufe global gesehen „rapide“ abnahmen. So habe auch der Münzproduzent US Mint im Mai den schwächsten Absatz der beliebten Anlagemünze „American Eagle“ seit acht Jahren verzeichnet. Die kanadischen Unternehmensberater von TD Securities prognostizieren sogar ein Absinken der Verkäufe von Goldmünzen in diesem Jahr auf das niedrigste Niveau seit 2008.
Ein Grund für die mangelnde Nachfrage sei in der zunehmenden Gelassenheit der Sparer zu suchen. So hätten sich viele Ängste der Anleger, die sonst für vermehrte Goldkäufe sorgten, inzwischen gelegt. Die Sorgen um ein Auseinanderbrechen des Euro-Währungsraums sei weniger ausgeprägt als noch vor einigen Jahren. Zudem habe sich die Angst vor einer „galoppierenden Inflation“ deutlich abgeflaut, seitdem EU-Politiker öffentlich den „Grexit“ als für den Euro verschmerzbar halten.