Ist das Asset-Management-Rating noch zeitgemäß?
In den letzten Monaten haben mehrere namhafte Assetmanager, die auch im Publikumsgeschäft mit Geschlossenen Fonds aktiv sind oder waren, darunter Aquila Capital, Doric, Jamestown und Lloyd Fonds, ihre Mandate für das „Scope Management Rating“ des Berliner Analysehauses Scope Ratings auslaufen lassen. Die Kapitalanlagezeitung EXXECNEWS hat die Unternehmen zu den Gründen befragt, die zur jeweiligen Entscheidung geführt haben. Die Antworten deuten darauf hin, dass seitens der Anleger heute andere Analysen nachgefragt werden.
So sah Doric in dem Management Rating keinen Nutzen mehr. „Wir denken nicht, dass ein Management-Rating einer regulierten KVG, deren Prozesse ohnehin umfassend geprüft und auch laufend überprüft werden, zusätzlich zur Vertriebsunterstützung notwendig ist“, so ein Unternehmenssprecher auf EXXECNEWS-Anfrage. Diese Einschätzung teilt die Geschäftsführung von Jamestown: „Wir sehen in Ratingbewertungen – unabhängig davon, ob positiv oder negativ – keine relevanten Gründe für den Erfolg oder Misserfolg in der Emissionsphase eines Fonds. Die testierte Leistungsbilanz eines Initiators hat nach unserer Erfahrung eine für den Vertriebserfolg weitaus größere Bedeutung“, sagt Dr. Jürgen Gerber, Geschäftsführer der Kapitalverwaltungsgesellschaft Jamestown US-Immobilien GmbH.
Bei Aquila Capital hingegen geht der Trend hin zu individuell vereinbarten Investment-Ratings. Dazu ein Unternehmenssprecher: „Aufgrund einer regelmäßig stattfindenden Kosten-Nutzen-Abwägung haben wir uns entschieden, das ‚Scope Management Rating‘ nicht zu verlängern. Dies spiegelt selbstverständlich nur eine individuelle Einschätzung durch unser Unternehmen sowie die aktuellen Anforderungen unserer Investoren wider. Entsprechend der kundenseitig geäußerten Kriterien sind wir dazu übergangen, Investment-Ratings durch die vom Investor favorisierte Agentur für einzelne Investmentlösungen zu beauftragen, um somit auf die individuellen Anforderungen unserer Investoren einzugehen.“
Scope Ratings führt die Beendigung der öffentlichen Mandate im Bereich der Geschlossenen Fonds in erster Linie auf die Branchenkrise dieses Segmentes zurück. „In diesem Bereich werden kaum noch Produkte für Privatanleger emittiert und wenn ja dann oft nur sehr schleppend platziert. Die Assets under Management einiger Häuser gehen darüber hinaus aufgrund von ersten Fondsauflösungen zurück. In diesem Zusammenhang streichen einige Häuser externe Ausgaben drastisch zusammen“, so ein Unternehmenssprecher. Im Zuge der zunehmenden Fokussierung auf institutionelle Anleger habe Scope weitere Instrumente zur Auswahl von Asset Managern entwickelt.
Aktuell bewerte Scope Manager, die Assets in Höhe von insgesamt 169 Milliarden Euro verwalten (Public Ratings). Darunter seien die größten Asset Manager im Bereich alternative Assets in Deutschland, aber auch internationale Anbieter, insbesondere aus dem nordamerikanischen Markt. Das zeige den hohen Stellenwert, den Asset-Management-Ratings besonders im Markt der alternativen Investmentfonds (AIF). (jpw)