KAGB-Auswirkung: Verschiebung weg vom privaten hin zum institutionellen Geschäft
In der Dezember-Ausgabe 2015 veröffentlicht das Kapitalanlagemagazin „Cash“ einen Artikel, der sich mit den Auswirkungen des seit Juli 2013 geltenden Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) auseinandersetzt. Demnach suchen viele Fondsanbieter ihr Heil im Geschäft mit professionellen und semi-professionellen Anlegern, da die Nachfrage von privaten Anlegern seit mehreren Jahren rückläufig und die Regelungen für Spezial-AIF (alternative Investmentfonds) im KAGB gegenüber den Vorschriften für Publikums-AIF weniger restriktiv seien.
Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers International Limited (PWC), dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und dem BSI Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen sei der Markt für Geschlossene Fonds in den Jahren vor 2010 traditionell von Privatanlegern geprägt gewesen, doch dies werde sich den insgesamt hundert befragten Unternehmen zufolge in den kommenden Jahren deutlich ändern. So sehen 48 Prozent der Befragten bei den institutionellen Investoren einen Anstieg der Nachfrage nach geschlossenen AIF.
Laut Christof Stadter, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, biete zum einen der Investitionsdruck institutioneller Investoren aufgrund des Niedrigzinsumfeldes erhebliche Marktchancen für Fondsanbieter. Zum anderen habe das KAGB und die damit einhergehende Anpassung der Anlageverordnung die Attraktivität geschlossener Investmentvehikel für professionelle Investoren erhöht.
Auch Anselm Gehling, CEO bei der Dr. Peters Group, stellt fest, dass in der jüngeren Vergangenheit das Interesse an Sachwertanlagen seitens institutioneller Anleger zunehme. Er führt dies nicht zuletzt auf die Regulierung und die damit einhergehenden Standards, die ein Emissionshaus nach KAGB erfüllen muss, zurück. Gehling zeigt sich genauso wie andere Initiatoren davon überzeugt, dass Institutionelle den Rückgang im Retail-Geschäft mittelfristig überkompensieren können. Die bevorzugte Assetklasse liege im Immobilienbereich, will Gehling aus Gesprächen mit verschiedenen Profi-Investoren festgestellt haben, wobei insbesondere für Investoren aus dem angelsächsischen Raum auch mobile Sachwerte wie Flugzeuge oder auch Schiffe interessant wären.
Thomas F. Roth, Vorstand bei der Investmentgesellschaft Immac, bestätigt das gestiegene Interesse von Institutionellen. Immac habe bisher zwei Spezial-AIF mit insgesamt zehn Millionen Euro Eigenkapital platziert. Zwei weitere kleinvolumige Spezial-AIF seien in Vorbereitung.
Während Dr. Peters und Immac weiterhin Fonds für Privatanleger auflegen, haben sich andere Fondsanbieter vom Retail-Geschäft verabschiedet und sind ausschließlich im Segment der professionellen Investoren tätig. So hat beispielsweise KGAL bisher acht Spezial-AIF in den Assetklassen Immobilien, Flugzeuge und erneuerbare Energien aufgelegt, mit denen im Jahr 2014 rund eine Milliarden Euro Eigenkapital eingeworben worden sei.
Neben der KGAL setzt auch Hamburg Trust auf das Segment Institutionelle Investoren. Der Fondsinitiator stellte vor Jahresfrist den Vertrieb seines ersten Publikums-AIF „Domicilium 11 Little East“ mangels ausreichender Nachfrage seitens privater Anleger ein und vertrieb ihn anschließend an institutionelle Investoren.
Gehling hält es allerdings für fraglich, ob künftig weitere Asset Manager den Schritt in das Geschäftsfeld „Instis“ wagen werden. Der Einstieg sei mit sehr viel Aufwand verbunden, mit dem ein Emissionshaus zunächst in Vorleistung gehen müsste. Diese Einschätzung teilt auch Dr. Christian J. Jensen, Senior Manager des Beratungsunternehmens EGC Eurogroup Consulting, der nicht glaubt, dass das institutionelle Geschäft allein die Fondsanbieter aus der Krise holen kann. Unter anderem verweist er auf deutlich geringere Margen als im Retail-Geschäft, was bei einer konsequenten Ausrichtung auf die Zielgruppe Institutionelle bedeuten würde, dass der Kostendruck weiter verschärft würde.
Dr. Roman Rocke, Vorstand bei MPC Capital, spricht aktuell von einem „Grundrauschen“. Seiner Meinung nach werden viele den Schritt zu den Profianlegern versuchen, allerdings würden ihn nur wenige schaffen. (JF1)