Lebensversicherungen sind nach wie vor gefragt
Am 9. März 2015 meldete die „Welt“ in ihrer Online-Ausgabe, dass das Vertrauen der Deutschen in ihre Lebensversicherung unerschütterlich ist. Mit etwa 87 Millionen Verträgen gibt es mehr Lebenspolicen als Einwohner – davon wurden 5,3 Millionen im vergangenen Jahr abgeschlossen. Das zeigt: Die Menschen greifen weiter zu. Allerdings wandelt sich die Vorliebe. Der Klassiker „kapitalbildenden Lebensversicherung“ hat nur noch einen Anteil von acht Prozent am Neugeschäft. Dagegen steht hinter jeder dritten im vergangenen Jahr abgeschlossenen Police eine Rentenversicherung. Übersehen werde häufig, dass sich die Güte der Produkte deutlich unterscheidet. So lassen sich die Kunden am liebsten bei den Branchengrößen versichern, obgleich kleinere Anbieter für sie oftmals profitabler wären.
Seit Anfang 2015 müssen alle neuen Lebensversicherungsverträge mit Sparkapitalbildung die sogenannte Effektivkostenquote („Reduction in Yield“) in der Produktinformation enthalten. Sie gibt an, wie sich Kosten auf die Rendite einer Police bis zum Beginn der Auszahlungsphase auswirken. Dazu bezieht sie die laufenden Kosten, die Abschluss- und Vertriebskosten sowie bei fondsgebundenen Produkten die Fondskosten mit ein. So sollen Kunden auf den ersten Blick erkennen, wie sich einkalkulierte Kosten auf die Rendite einer Police auswirken.
Der Branchendienst „Map-Report“ hat dieseDaten der einzelnen Versicherer für das Jahr 2013 gesammelt und jetzt veröffentlicht. Demnach konnte der Berliner Versicherer Ideal seine Nettorendite auf 5,82 Prozent steigern (plus 1,43 Prozentpunkte) und lag damit im Ranking hinter der Neuen Bayerischen Beamten, die 5,87 Prozent erreichte, auf Platz zwei. Aber auch die Alte Leipziger erreichte trotz Niedrigzinsen 5,68 Prozent. Auch bei der WWK, Axa, Deutsche Ärzte, Allianz, DEVK Eisenbahn, PB, Württembergische, Zürich und Swiss Life lag die Nettorendite bei mehr als fünf Prozent. Deutlich schwächer waren hingegen die Mecklenburgerische, der Münchener Verein, LVM und die Düsseldorfer Ergo mit einem Nettokapitalergebnis knapp unter vier Prozent. Der Direktversicherer Cosmos lieferte seinen Kunden 3,67 Prozent, die Provinzial Rheinland schaffte sogar nur 3,66 Prozent.
Grund für die vergleichsweise niedrigen Renditen seien bei vielen Versicherern die Kosten. Dies zeigt sich, wenn Brutto- und Nettorendite deutlich auseinanderfallen. Markant sei das bei der Heidelberger, die im „Map-Report“ zwar Platz zwei bei der Bruttorendite erreicht. Nach Abzug aller Kosten wird sie aber auf Platz 52 verwiesen. Auch die Bayerische Beamten landet mit ihrem Kapitalergebnis immerhin auf Platz elf. Mit dem, was beim Kunden hängen bleibt, ist sie der Konkurrenz aber unterlegen und schafft es lediglich auf Platz 51. Einen ähnlich steilen Abstieg muss die Targo hinnehmen: von Platz 15 auf 49. Auffallend ist: Der Branchenführer Allianz schaffte es weder bei der Bruttorendite noch bei der Nettorendite unter die ersten fünf Versicherer.
Die Münchner hatten laut „Map-Report“ ihren Marktanteil auf fast 19 Prozent ausgebaut und waren 2013 mit Bruttobeitragseinnahmen von mehr als 16 Milliarden Euro die Nummer eins. Auf Platz zwei folgt die R+V mit fünf Milliarden Euro. Bei der Nettorendite kommt der Versicherer der Volks- und Raiffeisenbanken aber gerade mal auf Platz 59. Und auch bei der Solvabilität, also der Wetterfestigkeit eines Versicherers, hinken die beiden hinterher: Die R+V belegt Platz 19, die Allianz erreicht als größte deutsche Geldsammelstelle nur Rang 21. An der Spitze steht hier die Mecklenburgische, gefolgt von dem Direktversicherer MyLife und der VHV.
Punkten können die beiden Branchengrößen bei der Verwaltungskostenquote. Hier erreicht die Allianz den dritten Rang. Nur die beiden Direktversicherer Cosmos und Europa sind besser. Die R+V belegt Platz zehn.