Wie Mittelständler mit betrieblicher Altersversorgung um neue Mitarbeiter buhlen können
Am 15. Oktober veröffentlichte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ein Interview mit Prof. Frank Wallau, Mittelstandsexperte von der Paderborner Fachhochschule der Wirtschaft. Gegenstand des Gesprächs waren die Hemmnisse der betrieblichen Altersvorsorge und der fehlende Mut, etwas Neues auszuprobieren. So spüren Unternehmen laut Wallau bereits seit einigen Jahren den Fachkräftemangel. Deshalb bemühten sich die großen Konzerne sehr intensiv, neue Mitarbeiter zu gewinnen und die vorhandenen zu binden. Allerdings sei eine betriebliche Altersversorgung alleine meistens nicht das entscheidende Instrument, warum sich ein Mitarbeiter für ein Unternehmen entscheidet. Es kommt auf das Gesamtpaket an. Bei der Altersvorsorge entfaltet außerdem nur eine arbeitgeberfinanzierte Leistung eine echte Bindungswirkung. Entgeltfinanzierte Leistungen bringen laut Wallau bezogen auf die Mitarbeiterbindung fast gar nichts, weil der Arbeitnehmer den Vorsorgebaustein einfach zum neuen Arbeitgeber mitnehmen kann. Wenn ein Unternehmer die betriebliche Altersversorgung zur Mitarbeiterbindung nutzen will, dann müsse er auch selbst Geld in die Hand nehmen.
Doch oft scheitere es bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern am Verständnis und an fehlenden Informationen über die betriebliche Altersversorgung. Die meisten dieser Unternehmen hätten oft gar keine Personalabteilung, die sich in diese Thematik einarbeiten kann. Und das Gehaltsgefüge sei oft anders als in Großunternehmen. Bei einem typischen Mittelständler gebe es vielleicht einen Meister, ein paar Gesellen, drei Lehrlinge, und die Ehefrau managt das Büro. Und die Einkommen seien oft niedriger. Da entschieden sich viele Mitarbeiter lieber für ein paar Euro mehr Gehalt oder eine monatliche Tankkarte, als dieses Geld in eine betriebliche Altersversorgung zu stecken, die ihren Nutzen erst in Jahrzehnten entfaltet.
Eine optimale Lösung, dies zu ändern, gebe es nicht. Die Politik brauche – aufbauend auf einem soliden erforschten Fundament der Hemmnisse – vor allem den Mut, etwas auszuprobieren. Nicht nur an einer Stellschraube müsse gedreht werden, sondern wahrscheinlich an sehr vielen – und das gleichzeitig, damit neuer Schwung in der betrieblichen Altersversorgung geschaffen werde.