Baufinanzierung: Junge Kunden haben kein Problem, ältere schon
Die Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR), die am 21. März 2016 in Kraft getreten ist, hat im deutschen Baufinanzierungsmarkt für einigen Wirbel gesorgt. War sie doch zum Schutz der Verbraucher gedacht, geriet sie schnell in Verdacht, insbesondere zwei Altersgruppen den Zugang zu Baufinanzierungsdarlehen zu erschweren: jungen Familien und älteren Menschen. Eine aktuelle Auswertung der über den Finanzmarktplatz Europace vermittelten privaten Immobiliendarlehen zeigt, dass diese Befürchtungen nur teilweise zutreffen.
Die Auswertung, bei der Europace die über ihre Plattform abgewickelten Baudarlehen ausgewertet und die Abschlüsse der sechs Monate vor Umsetzung der WIKR mit denen der sechs Monate nach dem 21. März 2016 verglichen hat, gibt Entwarnung für die jungen Familien. Innerhalb der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen hat sich seit der Einführung der WIKR das Baufinanzierungsvolumen sogar um 8,5 Prozent erhöht. Bei den 30- bis 40-Jährigen ergab sich noch ein leichtes Plus von 0,4 Prozent. Doch ab 40 geht’s bergab: Bei den 40- bis 50-Jährigen ging das Volumen um vier Prozent zurück, bei den 50- bis 60-Jährigen um 2,2 Prozent. Wer bei Antragstellung 60 bis 70 Jahre alt ist, bekommt durch die WIKR besonders große Probleme: Der Rückgang lag bei 12,1 Prozent.
„Zwar ist der Anteil der über 60-Jährigen, die eine Baufinanzierung abschließen möchten, naturgemäß eher gering“, erklärt Thilo Wiegand, Vorsitzender des Vorstands von Europace. Das zeigt auch der mit 0,3 Prozent nur geringe Rückgang dieser Altersgruppe am Gesamtvolumen. „Doch die Kunden, die beispielsweise für einen altersgerechten Umbau einen Kredit benötigen, trifft es dann ganz besonders stark.“ Eine detailliertere Auswertung dieser Altersgruppe zeigt auch, dass nach Einführung der WIKR die Zahl der durch den Darlehensgeber abgelehnten Finanzierungsanfragen der über 60-Jährigen um 18,5 Prozent gestiegen ist. „Das heißt, dass fast jeder Fünfte zwischen 60 und 70, der ein Immobiliendarlehen haben wollte, aufgrund der WIKR keines mehr bekommen hat“, so Wiegand. „Junge Familien haben also kein Problem – ältere Menschen aber schon. Nur ein Grund, warum das aktuell diskutierte Baukindergeld völlig am Problem vorbei geht.“
„Wir halten Änderungen an der WIKR für dringend erforderlich, damit die Benachteiligung einzelner Bevölkerungsgruppen wieder rückgängig gemacht wird“, appelliert der Europace-Vorstand. „Was zum Schutz der Verbraucher gedacht war, hat sich zum Teil gegen sie gewendet. Die Bonität der Darlehensnehmer stärker in den Fokus zu rücken, ist gut. Dass aber der Wert der zu finanzierenden Immobilien heutzutage in der Kreditentscheidung praktisch keine Rolle mehr spielen darf, ist hanebüchen. Immobiliendarlehen sind keine Ratendarlehen! Hier ist der Gesetzgeber weit über das Ziel – und die Vorgaben der EU – hinausgeschossen“, erklärt Wiegand und ergänzt: „Zudem gibt es an einigen Stellen zu viel Raum für Interpretation und Auslegung. Darlehensgeber und Verbraucher haben Rechtssicherheit verdient. Daran können nur alle Seiten interessiert sein.“
Quelle: Pressemitteilung Europace
Die Europace AG mit Sitz in Berlin ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des börsennotierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. Das 2011 gegründete Unternehmen betreibt die internetbasierte B2B-Transaktionsplattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite „Europace“, über die mehr als 350 Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Finanzvertrieben monatlich über 35.000 Transaktionen mit einem monatlichen Volumen von rund vier Milliarden Euro abwickeln. (JF)