Geteilte Meinungen bei der Frage nach stärkerer Regulierung von Fintechs
Moderne Technologien im Bereich der Finanzdienstleitungen - sogenannte FinTechs - sind auf dem Vormarsch und machen den etablierten Banken Konkurrenz. Letztere fordern nun eine Gleichbehandlung im Bereich der Regulierung, wie während eines Fachgespräches im Ausschuss Digitale Agenda des Deutschen Bundestages am 11. November 2015 deutlich wurde. „Der regulatorische Welpenschutz für FinTechs sollte beendet werden“, forderte Georg Fahrenschon vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Wer gleiche Dienste anbiete, müsse sich auch den gleichen Regelungen unterwerfen, sagte er. Gebraucht würden identische Bedingungen für alle Marktteilnehmer. Die gleiche Forderung erhob auch Andreas Krautscheid vom Bundesverband deutscher Banken.
Wichtig, so Fahrenschon, sei insbesondere die Frage des Datenschutzes. Die Datenhoheit der Kunden dürfe nicht angegriffen werden. Seiner Ansicht nach sollte sich der Standort Europa beim Datenschutz positiv vom Standort USA abheben.
Gerade für FinTechs sei es wichtig, den Schutz von Daten garantieren zu können, sagte Stephan Czajkowski von der Fidor Bank. Czajkowski forderte die Datensicherheit massiv auszubauen. Mit Blick auf die Regulierung, sagte er, FinTechs würden durch die deutsche Gesetzgebung behindert. Als Beispiel verwies er auf eine EU-Richtlinie, die das Ziel habe, den Kontowechsel zu erleichtern. Die geplante deutsche Umsetzung sehe jedoch für die Kündigung die Schriftform vor. In Zeiten, wo sämtliche Bankgeschäfte über das Handy abgewickelt werden könnten, sei eine solche Festlegung als Innovationsbremse zu sehen, urteilte er.
Aus Sicht des Unternehmensberaters Dirk Elsner sind viele Regulierungsmaßnahem im Finanzbereich nicht zielgerichtet. Sie erhöhten teilweise sogar das Risiko, statt es zu vermindern. Einen verstärkten Regulierungsbedarf für FinTechs könne Elsner nicht erkennen. Schon jetzt würden die Unternehmen nicht im unregulierten Raum arbeiten, sagte er. Die herkömmlichen Banken, so der Unternehmensberater, hätten die FinTechs lange ignoriert. Heute werde hingegen der direkte Kontakt gesucht und es fänden Kooperationen statt.
Ein regulatorisches Defizit bei FinTechs kann auch Karsten Wenzlaff vom Institut für Kommunikation in sozialen Medien nicht erkennen. „Ich sehe nicht, dass sie massenhaft versuchen, die Regulierung zu umgehen“, sagte er. Für Wenzlaff ist auch kein grundsätzlicher Gegensatz zwischen FinTechs und Banken zu erkennen. Er hält die Kooperationen zwischen Banken und FinTechs für einen wichtigen Standortfaktor. Profitieren würden von einer Kooperation seiner Ansicht nach sowohl die Banken als auch die FinTechs. (JF1)
Quelle: Aktuelle Meldung des Bundestages