Alternativen gesucht: Der Markt der Lebensversicherungen im Umbruch

Das Sicherheitsbedürfnis vieler Bundesbürger in puncto Altersvorsorge bescherte den Lebensversicherern jahrzehntelang Beitragseinnahmen in Milliardenhöhe. Allein im Jahr 2015 beliefen sich die gebuchten Brutto-Beiträge, welche sich aus den laufenden Beitragseinnahmen sowie den Einmalbeiträgen zusammensetzen, laut Statista auf 92,6 Milliarden Euro. Die Kunden wiederum freuten sich über eine rentierliche Verzinsung. Doch seit der Garantiezins zum 1. Januar 2017 von 1,25 Prozent auf historisch niedrige 0,9 Prozent gesenkt wurde, das Zinstief tiefe Löcher in die Bilanzen der Versicherer riss und sich diese durch die Reform des Versicherungsaufsichtsrechts auf neue Solvabilitätsvorschriften für die Eigenmittelausstattung einstellen müssen, drängt sich eine Frage auf: Hat die klassische Lebensversicherung noch eine Zukunft? Die Kapitalanlagezeitung „EXXECNEWS“ bat die größten Anbieter um eine Einschätzung und nahm in der Ausgabe 01/02, die am 16. Januar 2017 erschienen ist, alternative Produkte sowie die Ausweichstrategie im Niedrigzinsumfeld unter die Lupe.

„Wir als Generali in Deutschland fokussieren uns im Bereich der Altersvorsorge auf fondsgebundene Lösungen, um den Kunden attraktive und rentable Möglichkeiten zum Aufbau ihrer Altersvorsorge auch in Zeiten niedriger Zinsen bieten zu können“, so ein Unternehmenssprecher der Generali. Denn trotz aller Diskussionen sei immer noch ein großer Bedarf zur Absicherung des Langlebigkeitsrisllikos vorhanden. „In der privaten Altersvorsorge setzen wir auf transparente Hybridprodukte, bei denen zum Beispiel per Schieberegler der gewünschte Fondsanteil gewählt werden kann. Mit diesem Konzept erhält der Kunde einen festgelegten Teil der eingezahlten Beiträge sicher zurück und kann mit dem anderen Teil an den Renditechancen des Kapitalmarktes partizipieren“, so die Generali. Um die Attraktivität fondsgebundener Produkte zu steigern, seien allerdings gute Anlagestrategien entscheidend. Der Konzern arbeite mit Investmentgesellschaften wie beispielsweise JP Morgan und Black Rock zusammen.

Weiter geht der Anbieter Allianz Leben, der den Kunden die klassischen Policen nicht mehr empfiehlt. Diese schaffen laut Mutterkonzern Allianz, gemessen an der Marktkapitalisierung das größte Versicherungsunternehmen in Deutschland, keinen Wert mehr für den Kunden. Die Allianz Leben habe frühzeitig eine neue Produktstrategie eingeleitet und biete seit mehreren Jahren Vorsorgekonzepte „mit mehr Ertragschancen“ an, dazu gehören „IndexSelect“ (2007), „Perspektive“ (2013), „KomfortDynamik“ (2015) und „InvestFlex“ (2016). So entscheiden sich immer mehr Vorsorgesparer für die neuen Konzepte. Weniger als zehn Prozent der Privatkunden bei Allianz Leben wählen gegenwärtig noch Verträge mit klassischem Garantiezins. Auch in der betrieblichen Altersvorsorge werde zu den Konzepten mit mehr Ertragschancen gegriffen. Nur noch jeder dritte Vertrag sei eine klassische Zukunftsrente – „mit weiter stark sinkender Tendenz“, so die Allianz.

Doch welche Strategien verfolgen die Versicherungen bei der Kapitalanlage? Und wie entwickelt sich das Anlageportfolio in Zeiten des Zinstiefs? Denn dieses könnte eine Milliardenbelastung für die Konzerne darstellen, so ergab der Mitte Dezember vergangenen Jahres veröffentlichte Stresstest der Europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa. Hält das Zinstief dauerhaft an, müssten sich die untersuchten deutschen Versicherer auf eine Belastung von knapp 28 Milliarden Euro einstellen. Wie also stellen sich die Konzerne langfristig auf? Die Signal-Iduna etwa investiert stärker in Immobilien und systematisch in erneuerbare Energien. „Nur zur Beimischung halten wir auch Emerging Markets mittelfristig für attraktiv“, sagt Clemens Vatter, Mitglied des Vorstands der Signal-Iduna-Gruppe und verantwortlich für die Lebensversicherung.

Die Debeka verfolge eine sicherheitsorientierte Kapitalanlagestrategie. Zur Sicherstellung einer stabilen Ertragssituation bestehe ein großer Teil des Portfolios aus festverzinslichen Anlagen. Ausgebaut wurde zudem der Bestand an korrelationsarmen und renditestarken Assets in den Bereichen alternative Investments und Immobilien – damit einhergehend erhöhte sich der Aktienanteil in diversifizierte Fondskonstruktionen.

Die Allianz begegnet den Herausforderungen des Niedrigzinsumfeldes mit einer „starken Aufstellung“.  Dazu gehören hohe Reserven (Aktiv- und Passivreserven von 48 Milliarden Euro, Stand: 31. Dezember 2015), eine weltweit ausgerichtete und breit gestreute Kapitalanlage, die Nutzung von illiquiden Anlageklassen und ein effizientes Risikomanagement. Die Kapitalanlagen sind laut „Faktenblatt“ der Allianz Leben über rund 50 Anlageklassen diversifiziert wie beispielsweise Länder, Regionen und Währungen.

Die mittelfristige Strategie der Generali – eine Verlängerung der Duration und eine Diversifikation im Kreditsegment – wirke positiv auf das Ergebnis, könne aber den generellen Trend der rückläufigen Zinsen nicht aufhalten. „Eine steigende Markt-Volatilität erreicht unserer Portfolio auf zwei Ebenen: in der ‚Mark to Market‘-Bewertung und in der bilanziellen Auswirkung. Die ‚Mark to Market‘-Volatilität unseres Portfolios wird durch die vorgenannte, stetig verbesserte Diversifikation reduziert; mit Blick auf Solvency II besteht auch nur noch ein kleiner Anteil aus Anlagen mit erhöhter Volatilität, wie zum Beispiel Aktien. Die bilanziellen Auswirkungen werden durch die Nutzung des Anlagevermögens abgefedert“, so heißt es bei der Generali.

Abgefedert wurde zumindest schon einmal die Last, den Kunden eine sich lohnende Überschussbeteiligung zu zahlen: Fast alle Lebensversicherer haben diese für das laufende Jahr gesenkt. Allianz etwa senkte die Überschussbeteiligung für die klassischen Verträge von 3,10 auf 2,80 Prozent, die Hansemerkur von 2,60 auf 2,20 Prozent.

Fazit: Das Niedrigzinsumfeld hat das etablierte Geschäftsmodell der klassischen Lebensversicherungen so gut wie hinfällig werden lassen. Die Konzerne verkaufen inzwischen lieber „kapitalmarktnahe Produkte“, also unter anderem Investmentfonds, die in einem Versicherungsmantel daherkommen. Um für die neuen, renditeorientieren Produkte ausreichende Erträge zu erzielen, setzen die Versicherer auf Portfoliodiversifikation. Investiert wird von den Befragten verstärkt in Assetklassen wie erneuerbare Energien und Immobilien. Weitere Antworten der Versicherer lesen Sie in der am 16. Januar 2017 erschienenen Ausgabe von EXXECNEWS. (mb)

www.exxecnews.de

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