Analyse: Anzahl der Insurtech-Investitionen auf Rekordhoch
Neuer Höchststand bei der Anzahl der Investitionen in Insurtechs: In 66 Transaktionen investierten im ersten Quartal 2018 (Rück-)Versicherer und Risikokapitalgeber in versicherungsorientierte Start-ups weltweit. Dabei nehmen auch die Transaktionsgrößen immer weiter zu. Das Investitionsvolumen lag mit 724 Millionen US-Dollar um 16 Prozent über dem Wert im vierten Quartal 2017 und um 155 Prozent über dem Vorjahresquartal. Das zeigt das „InsurTech Briefing“ für das erste Quartal 2018 der Unternehmensberatung Willis Towers Watson und dem Research-Unternehmen CB Insights.
„Die Finanzierungsformen für Insurtechs verwischen zunehmend“, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung von Willis Towers Watson in Deutschland. „Wurden die Start-ups früher noch entweder von etablierten (Rück-)Versicherern oder von traditionellem Risikokapital finanziert, so entstehen heute immer mehr hybride Investitionsmodelle.“
Sieben sehr große Investitionsrunden im Wert von über 30 Millionen Dollar wurden im Laufe des Quartals abgeschlossen. „Etablierte Versicherungsunternehmen bevorzugen Minderheitsbeteiligungen an solchen Start-ups, die Technologien entwickeln, welche ihre eigenen kommerziellen Schmerzpunkte, einschließlich Vertriebskosten, Schadenbearbeitung und Underwriting, erleichtern“, erklärt Klüttgens. Sie suchen also nach verbesserten Prozessen und konzentrieren sich auf die Schritte innerhalb der Wertschöpfungskette, die die größten Herausforderungen für sie als Unternehmen darstellten.
Im Gegensatz dazu investierten traditionelle Venture Capital (VC)-Investoren eher in Insurtechs, die mit Innovationen die Bedürfnisse des Endkunden ansprechen, beispielsweise in punkto Preis, Erreichbarkeit oder der Schaffung von Angeboten in unterversorgten Märkten. Sie seien meist produkt- und nicht prozessorientiert und suchten nach Ideen, die auch auf andere Branchen übertragbar sind. Im Gegensatz zu den etablierten (Rück-)Versicherern gehen VC-Investoren eher auch Mehrheitsbeteiligungen ein. Sie seien klar renditegetrieben, haben aber häufig keinen direkten Zugang zum Versicherungsmarkt. Um weniger vom Marktzugang abhängig zu sein, verfolgten sie eher Investitionen in neue wegweisende und skalierbare Entwicklungen.
Während die Investitionen in Insurtechs durch Versicherer und VC-Geber steigen, findet der Markt immer häufiger noch einen dritten Weg: Eine Untergruppe von spezialisierten Versicherungsinvestoren will die Mentalität der Risikokapital-Geber mit der Branchenexpertise der etablierten Versicherer kombinieren: Die Spezialisten wollen so ein individuelleres Modell für Beteiligungen schaffen, das sowohl finanziellen als auch strategischen Gewinn für Investoren ermöglicht.
Karsten Wantia, bei Willis Towers Watson verantwortlich für Digitalisierungsthemen, sieht in dieser Entwicklung neue Chancen für Insurtechs auf der Suche nach Kapital: „Für die Insurtechs wird die Finanzierungslandschaft zwar komplexer und die Suche nach dem richtigen Investitionspartner schwieriger. Aber diese hybriden Investment-Modelle werden sich weiterentwickeln und könnten die ultimative Antwort für diejenigen Startup-Unternehmer sein, die von der Branchenexpertise der Versicherer und der Wertschöpfungsmentalität durch Venture Capital profitieren wollen.“
Quelle: Pressemitteilung Willis Towers Watson
Willis Towers Watson bietet Advisory, Broking und Solutions. Das Unternehmen beschäftigt rund 39.000 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern. (mb1)