Anwälte: Deutsche Versicherer regulieren langsamer
Der Deutsche Anwaltverein (DAV) hat seine Mitglieder zum Regulierungsverhalten der Versicherer befragt. Die Umfrage kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Versicherer Schäden langsamer regulieren. Dafür verantwortlich seien auch unterschiedliche Rechtsauffassungen, die zu Problemen und Verzögerungen bei der Schadensregulierung führten. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält dem die niedrigen Beschwerdezahlen beim Versicherungsombudsmann entgegen. 2013 standen über 23 Millionen bearbeiteten Schäden und Leistungsanträge der Schaden- und Unfall- sowie Berufsunfähigkeitsversicherer rund 8.200 Beschwerden gegenüber.
Laut Anwaltschaft gehe es im Bereich der Berufsunfähigkeits- und der Gebäudeversicherung häufig um hohe Entschädigungssummen, wodurch hier das höchste Konfliktpotential bestehe. Der GDV entgegnet, dass in der Berufsunfähigkeitsversicherung nur rund zwei Prozent der Leistungsentscheidungen und in der Sachversicherung 0,06 Prozent aller Schäden vor einem Gericht verhandelt werden.
Insgesamt habe sich laut DAV-Umfrage das Regulierungsverhalten der Versicherer verschlechtert. Dieser Auffassung hält der GDV eine Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Yougov entgegen, in der 90 Prozent der Befragten angaben, dass sie die Regulierung eines erlittenen Schadens als positiv empfunden haben. Ein weiterer Kritikpunkt aus Anwaltssicht sind die Verlängerungen der Bearbeitungszeiten. Aus Sicht des GDV haben die Versicherer jedoch ein originäres Interesse an einer zügigen Bearbeitung. Bei Personenschäden sei allerdings eine rechtliche, medizinische und gegebenenfalls berufskundliche Einschätzungen erforderlich, die Zeit koste.
Quelle: „Faktencheck“ des GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 470 Mitgliedsunternehmen mit 212.700 Mitarbeitern, 460 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,39 Billionen Euro zusammengeschlossen. (MLN1)