Arbeitskraftabsicherung: Problemfeld mit Potenzial
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gehört neben Privathaftpflicht- und Krankenversicherung zu den wichtigsten Absicherungen überhaupt. Gleichwohl ist die Zahl derjenigen, die ihre Arbeitskraft abgesichert haben, gleichbleibend niedrig. Um dieses Problemfeld zu diskutieren, kamen über 60 Experten der Branche bei der Fachkonferenz „Zukunftsmarkt Arbeitskraftabsicherung“ der Versicherungsforen Leipzig zusammen.
Eine aktuelle Kundenbefragung der Versicherungsforen Leipzig zeigt, dass rund 20 Prozent der befragten BU-Kunden glauben, dass ihr Versicherer im Leistungsfall nicht zahlen wird. Bei den Befragten, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung besitzen, aber ein generelles Interesse daran haben, sind es sogar rund 40 Prozent.
Auch dort zeige sich: In Bezug auf die Berufsunfähigkeitsversicherung hat die Branche ein ernstes Imageproblem. Neben den Ausschlüssen im Leistungsfall seien auch die hohen Preise für viele Berufsgruppen immer wieder Thema der Diskussion. Einige Versicherer versuchen, diesem Problem zu begegnen und entwickeln zunehmend Produkte wie Grundfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen. Katrin Lang (Swiss Re) betonte in ihrem Vortrag, dass die Alternativen zur BU immer noch den Beigeschmack einer Notlösung hätten und als schlechtere Alternative präsentiert werden. Jedoch sei die produktspezifische Sicht, die Versicherer einnehmen, für die Kunden nicht immer passend. Viele Kunden wollten vielleicht gar nicht das Premiumprodukt BU und wären beispielsweise mit einer Grundfähigkeitsversicherung besser beraten. Vor allem die Kundengruppe der körperlich Tätigen benötige eine Alternative. Dort liegen die Preise für eine Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich über der Zahlungsbereitschaft der Kunden. Ziel sollte es daher sein, weg vom „Alleskönner“ BU hin zu passenden Alternativlösungen für bestimmte Zielgruppen zu kommen.
Eine Alternative zur klassischen BU für körperlich Tätige präsentierte Dr. Martin Zsohar (Münchener Verein). Ausgehend von der Idee, dass die klassische BU für Handwerker nicht zu teuer, sondern das Lohnniveau zu niedrig ist, entwickelte der Münchener Verein eine BU, die sich auf die speziellen Bedürfnisse der Zielgruppe fokussiert. Einen Schritt vorher, nämlich bei der Krankentagegeldversicherung, setzt die Gothaer Versicherung an. Obwohl die Krankentagegeldversicherung sehr günstig sei, haben nur acht Prozent der Bevölkerung einen entsprechenden Schutz abgeschlossen. Martin Löbach (Gothaer Versicherungsbank) führt dies zum einen darauf zurück, dass eine kurzfristige Arbeitsunfähigkeit nicht im Fokus des Kunden und ihm der Lohnausfall nicht bewusst ist. Zum anderen habe das Produkt – auch aufgrund einer Gesundheitsprüfung – einen hohen Beratungsaufwand bei sehr geringer Provision und sei somit auch für den Vertrieb nicht interessant. Mit einer neuen Krankentagegeldversicherung, die auf die Gesundheitsprüfung der BU oder Grundfähigkeitsversicherung aufbaut, versuche die Gothaer dem zu begegnen.
Quelle: Pressemitteilung Versicherungsforen Leipzig
Die Versicherungsforen Leipzig GmbH mit Sitz in Leipzig arbeiten seit dem Jahr 2000 arbeiten eng mit Wissenschaft und Praxis zusammen und widmen sich sowohl im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, Studien und Marktanalysen als auch in verschiedenen Veranstaltungsformaten aktuellen Trends und Entwicklungen der Branche. (mb1)