BdV und Verbraucherzentrale NRW fordern gesetzlichen Berufsunfähigkeitsschutz für Alle
Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) und die Verbraucherzentrale NRW fordern die Einführung eines gesetzlichen Berufsunfähigkeits-Grundschutzes für Jedermann. Denn die Erfahrungen der Verbraucherschützer zeigen: Zu wenig Verträge, begrenzte Vertragslaufzeiten und Rentenhöhen sowie „Rosinenpickerei“ hinsichtlich der Berufsgruppen und Vorerkrankungen höhlen die private Absicherung aus – wenn denn überhaupt eine solche bestehe.
„Damit die Versicherungswirtschaft ihrer sozialpolitischen Aufgabe gerecht wird, muss sie langfristig gezwungen werden, flächendeckend Absicherungen anzubieten“, so BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. „Krankheits- und Unfallrisiken müssen vernünftig abgesichert werden, und dazu muss jeder eine Chance haben. Hierzu müssen bedarfsgerechte Produkte entwickelt werden“, ergänzt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW .
Im ersten Schritt fordern die Verbraucherschützer von daher Zugangserleichterungen zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Weitere politische Forderungen haben der BdV und die Verbraucherzentrale NRW in einem Positionspapier zusammengefasst.
Jeder vierte Arbeitnehmer wird erwerbs- oder berufsunfähig. Personen, die schwere körperliche Arbeit in ihrem Beruf leisten, seien besonders gefährdet. Doch gerade die haben es besonders schwer, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. „Meist scheitert ein Abschluss an dem viel zu teuren Beitrag oder an schon bestehenden Vorerkrankungen“, so Schuldzinski. „Und wenn eine solche Versicherung besteht, dann meist mit zu geringen Renten oder angreifbaren Angaben zu den Gesundheitsfragen.“ Es sei also eine einheitliche Lösung erforderlich, die möglichst allen Menschen einen Zugang zu privatem Berufsunfähigkeitsschutz verschaffe.
Ein weiterer wichtiger Punkt betreffe das massive Ungleichgewicht zwischen Versicherungsnehmer und dem Versicherer. Um hier für mehr Balance und Fairness zu sorgen, sei es zwingend notwendig, flächendeckende professionelle Unterstützung zu schaffen. Diese umfasse dann zum Beispiel Hilfe beim Ausfüllen der Gesundheitsfragebögen oder bei der Leistungsbeantragung.
Durch die Zusammenarbeit von Verbraucherzentrale NRW und BdV bringen diese laut eigener Aussage die Dringlichkeit zum Ausdruck. Schuldzinski: „Die Politik ist gefordert, die existenzielle Absicherung der Bürgerinnen und Bürger im Falle der Berufsunfähigkeit als drängendes Problem aufzugreifen und zum Vorteil der Betroffenen zu lösen.“ Kleinlein ergänzt: „Die Versicherungswirtschaft ist darin gescheitert, für alle Bürger tragfähige Lösungen für einen Schutz gegen Berufsunfähigkeit zu entwickeln.“
BdV und Verbraucherzentrale NRW laden deshalb politisch Verantwortliche und Vertreter von Anbieterverbänden zu einem Austausch über die Problematik der Berufsunfähigkeitsversicherung am Runden Tisch ein.
Quelle: Pressemitteilung BdV
Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) wurde 1982 gegründet und ist mit mehr als 52.000 Mitgliedern die einzige Organisation in Deutschland und Europa, die sich ausschließlich und unabhängig für die Rechte der Versicherten einsetzt. Der Bund sieht sich als politisches Gegengewicht zur Versicherungslobby. (mb1)