Bund der Versicherten kritisiert "Kalkulationsgier" der Lebensversicherungsunternehmen
Bei dem am 20. März in Berlin von der Bundesregierung veranstalteten „Demografiegipfel“ gehört auch die Altersvorsorge zu den zentralen Themen. Konkret stellt sich die Frage, wie für das Alter eine hinreichende Absicherung erzielt werden kann. Aus Sicht des Bund der Versicherten (BdV) liegen die Probleme nicht allein in der demografischen Entwicklung. „Die Verbraucher stecken in einer Zwickmühle: Die gesetzliche Rente reicht zur Sicherung des Lebensstandards nicht aus, aber die Angebote der privaten Rente sind zu schlecht, um Abhilfe zu schaffen“, kritisiert BdV-Vorstandsprecher Axel Kleinlein.
Hauptproblem seien übertriebene Lebenserwartungen, die die Versicherer in der Kalkulation ansetzen und damit die Prämien in die Höhe treiben. „Nach unseren Berechnungen überzeichnen die Versicherer die Lebenserwartung um mindestens sechs Jahre bis hin zu über zwanzig Jahren“, so Kleinlein.
Der Lobbyverband der deutschen Versicherer, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV, forderte kürzlich, dass die deutsche Rentenversicherung in ihren Informationen auch die tatsächliche Lebenserwartung der Versicherten angeben soll. „Wir begrüßen, dass Angaben zu Lebenserwartungen gemacht werden sollen. Das muss dann aber auch für Rentenprodukte der Lebensversicherer gelten, die zusätzlich zur realistischen Lebenserwartung auch endlich ihre Kalkulationsannahmen offen legen sollen“, mahnt Kleinlein. Dann könnten die Verbraucher erkennen, mit welchen exorbitanten Sicherheitsmargen die Lebensversicherer zulasten der Kunden kalkulieren. Die dadurch deutlich überhöhten Prämien landeten erst einmal beim Lebensversicherer, der dadurch sein Geschäftsergebnis aufpeppe.
Daher kritisiert Versicherungsmathematiker Kleinlein diese „Kalkulationsgier“ der Versicherer: „Die Lebensversicherer kalkulieren mit überzogenen Lebenserwartungen und verhindern so eine effiziente Altersvorsorge. Die Verbraucher haben keine Möglichkeit, mit privaten Rentenangeboten vernünftig zu sparen und auf das Demografieproblem zu reagieren.“
Berechnungen des Bund der Versicherten zeigten, dass die deutschen Lebensversicherer mit „exorbitanten“ Lebenserwartungszuschlägen kalkulieren. Mit Seitenhieb auf die Lobbykampagne des GDV erklärt Kleinlein: „Die Versicherungslobby kritisiert, dass die Bevölkerung ihre Lebenserwartung um sieben Jahre zu gering einschätzt. Die Versicherungswirtschaft setzt aber noch eins obendrauf und unterstellt bis zu 20 Jahre überzogene Lebenserwartungen.“
Quelle: Pressemitteilung BdV
Der Bund der Versicherten e.V. (BdV) ist eine unabhängige und gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation. Der Verein wurde 1982 gegründet und zählt mehr als 52.000 Mitglieder. (mb1)