Experten erwarten massive Veränderungen im Versicherungsvertrieb
Kaum eine Branche steht durch die Digitalisierung vor so einschneidenden Veränderungen wie die Assekuranz. Auch der Versicherungsvertrieb wird sich dadurch massiv verändern, so lautet das Ergebnis einer Studie, die der Softwarehersteller Adcubum zusammen mit den Versicherungsforen Leipzig ausgearbeitet hat.
Die Prognose: In zehn bis 15 Jahren werden künstliche, intelligente Systeme den klassischen Versicherungsvermittler weitgehend ersetzt haben. Die Studie stützt sich auf die Analyse relevanter Zukunftstrends, aktuelle technologische Best Practices sowie auf die Befragung von Versicherungsvorständen und Experten für die digitale Transformation der Branche hin zur Assekuranz 4.0.
Der Versicherungsvertrieb in Deutschland habe sich durch die Digitalisierung bislang eher wenig verändert. So finden 75 Prozent aller Neuabschlüsse noch immer über klassische Vermittler statt. „Die Förderung des Direktvertriebs wird von Anbietern mitunter bewusst vernachlässigt“, stellt Dr. Holger Rommel, COO von Adcubum, fest. Mit Blick auf die Kundenerwartungen sei das jedoch der falsche Weg. „Unsere repräsentativen Umfragen zeigen, dass sich mehr als 50 Prozent der Bundesbürger bereits vorstellen können, eine Versicherung komplett online abzuschließen, also ohne persönliche Beratung“, so Rommel weiter.
Fast ebenso viele halten den persönlichen Kontakt jedoch weiterhin für wichtig. Deshalb werde der klassische Vermittler mindestens noch zehn Jahre gebraucht. „Er wird technisch stärker unterstützt werden, und zwar auf sämtlichen Stufen des Vertriebsprozesses, also von der Anbahnung des Kundenkontakts bis hin zum Abschluss“, sagt Vincent Wolff-Marting, Leiter Kompetenzteam Digitalisierung und Innovation bei den Versicherungsforen Leipzig. Zum Vergleich: Der klassische Vermittler wisse, wer im Ort gerade ein Haus baut oder ein Kind erwartet und nutze dies zur Kundenansprache. Bei der Beratung selber werde der Vermittler künftig durch virtuelle Assistenten unterstützt. Mit ihnen kommuniziert der Kunde etwa per Chat-Bot, Telefon oder Videoübertragung. „Nehmen Sie Produkte wie Hausrat- oder Kfz-Versicherung. Schon bald werden Chat-Bots die dafür notwendige Komplexität beherrschen“, sagt Rommel. Nach dem Gespräch mit dem virtuellen Assistenten erhalte der Kunde sofort ein Angebot, so dass keine Zeit mehr verloren gehe. Auch bei Lebensversicherungen seien Sofortabschlüsse mittelfristig möglich. Dafür müsse das Underwriting ebenfalls auf Smart Analytics zurückgreifen können.
Personell dürfte der klassische Vertrieb in den nächsten Jahren weiter ausgedünnt werden und schließlich nur noch diejenigen Kunden betreuen, die persönliche Beratung aktiv einfordern. Die große Mehrheit schließe Verträge dagegen dann über Direkt-Versicherer ab oder lasse sich vom Robo Advisor beraten. Das senke die Transaktionskosten in bisher unbekanntem Ausmaß.
„Was Wissen, Marktüberblick und fehlerfreies Arbeiten anbelangt, werden Robo Advisor in der Lage sein, jeden Experten in den Schatten zu stellen“, prognostiziert Wolff-Marting.
Quelle: Pressemitteilung Adcubum
Die Adcubum AG ist ein Schweizer Hersteller von Standardsoftware für die internationale Assekuranz. (mb1)