GDV: Altersvorsorge vertagen geht ins Geld
Die Mehrheit der Deutschen erwartet, dass sie sich im Alter einschränken muss, weil die gesetzliche Rente allein nicht ausreicht. Trotzdem vertagen viele das Thema Altersvorsorge. Dabei ist es für einen Ruhestand gerade wichtig, so früh wie möglich anzufangen. Denn nur über einen langen Zeitrahmen kann der Zinseszinseffekt sein volles Potenzial entfalten, so mahnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in der Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2015“.
Durch die Wiederanlage der Zinsen steige das Vermögen nicht mehr linear, sondern exponentiell. Die reinvestierten Zinsen generieren in der Folge wiederum Zinsen. Die meisten Menschen seien überrascht, wie stark dieser Effekt auf Dauer wirke. Je älter der Sparer, desto höhere Beträge seien monatlich erforderlich. Ein Beispiel: Ein junger Mann beginnt im Alter von 20 Jahren jeden Monat rund 52 Euro in eine Rentenversicherung einzuzahlen. So kann er bei Renteneintritt mit 67 Jahren mit einer monatlichen Zusatz- Rente in Höhe von 200 Euro rechnen. Fängt er dagegen erst mit 40 Jahren an vorzusorgen, muss er, um auf die gleiche Rentenzahlung zu kommen, jeden Monat bereits 124 Euro zur Seite legen und mit 50 Jahren bereits 230 Euro.
In absoluten Beträgen bedeutet das: Der 20-Jährige legt bis zum 67. Lebensjahr insgesamt 29.328 Euro zurück, beim 40-Jährigen sind es schon 40.176 Euro und der 50-Jährige muss 46.920 Euro für die gleiche Rentenleistung aufbringen.
„Wer früh anfängt, muss weniger sparen“, sagt Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV. Daran ändern auch die aktuell niedrigen Zinsen nichts. Im Gegenteil: „Aufgrund der Niedrigzinspolitik müssten die Menschen heutzutage früher und mit einem höheren Betrag anfangen zu sparen, um den gewünschten Lebensstandard im Alter zu erreichen.”, so Schwark.
Tatsächlich fangen die Deutschen aber immer noch recht spät an, für das Alter vorzusorgen. Das durchschnittliche Eintrittsalter für den Abschluss einer privaten Rentenversicherung liegt bei rund 38 Jahren. Das ergab eine Teilerhebung des GDV. Gemessen an der Anzahl der Neuverträge machten 2014 die Rentenversicherungen, die eine Altersrente vorsehen, aber mit 42,6 Prozent den größten Anteil des Neugeschäfts in der Lebensversicherung aus. Dabei entfielen rund 1,13 Millionen Verträge auf die klassischen Rentenversicherungen und rund 745.000 Verträge auf fondgebundene Rentenpolicen. Auch am Gesamtbestand an Lebensversicherungen haben diese Rentenversicherungen einen großen Anteil. Er lag im vergangenen Jahr bei 40,2 Prozent.
Wer im Alter über eine ausreichende finanzielle Absicherung verfügen will, sollte sich laut GDV überlegen, ob eine private Rentenversicherung – zu der auch die staatlich geförderte Riester-Rente zählt – für ihn von Vorteil ist. Künftig werde es nicht mehr ausreichen, sich nach 40 Arbeitsjahren in die Rente zu verabschieden. Wenn man mit 20 Jahren anfängt zu arbeiten, mit 60 in Rente geht und 90 Jahre alt wird, dann habe man zwar 40 Jahre lang in die Rentenkassen eingezahlt, müsse aber im hohen Alter noch 30 Jahre lang von diesen Beiträgen leben. Wer nur auf diese zurückgreifen kann, werde seinen Lebensstandard kaum halten können.
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 533.000 Mitarbeitern, 427 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,45 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)