GDV: Stabiles Beitragswachstum für die deutschen Versicherer
Die Erstversicherer in Deutschland können nach Einschätzung von Klaus Wiener im nächsten Jahr eine stabile Geschäftsentwicklung erwarten. Der Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet mit einem Beitragsplus von 1,3 Prozent auf rund 199,4 Milliarden Euro. Das Geschäftsumfeld bleibe angesichts der Niedrigzinsen und des regulatorischen Drucks aber angespannt, sagte Wiener auf der Jahreskonferenz Volkswirtschaft und Finanzmärkte am Mittwoch (30. November 2017) in Berlin.
Am besten beurteilt Wiener die Aussichten für die Transport- und Kreditversicherer. Sie profitieren derzeit von einem Konjunkturaufschwung, der sich zeitgleich in allen wichtigen Wirtschaftsregionen vollzieht. Und an diesem Gleichlauf werde sich auch im nächsten Jahr nichts ändern, glaubt Michael Heise. Der Chefvolkswirt der Allianz rechnet für die USA mit einem realen Wachstum von 2,5 Prozent und für die Euro-Zone von 2,2 Prozent – aller Unsicherheiten wie dem Brexit, der Konflikte im Nahen Osten oder des zunehmenden Protektionismus zum Trotz. „Die Weltkonjunktur hat sich bislang als sehr widerstandsfähig gegenüber den vielen Risiken erwiesen“, so Heise.
Er macht dafür zwei Gründe verantwortlich: Da ist zum einen die weltweit wachsende Kreditnachfrage, vor allem im privaten Bereich. „Kurzfristig unterstützt das die Konjunktur, auch wenn sich langfristig die Frage stellt, wie nachhaltig die Entwicklung ist“, so Heise. Ein weiterer Grund für die robuste Konjunktur sei der Welthandel, der zuletzt wieder deutlich an Dynamik zugenommen hat. „Der Welthandel ist der Mechanismus, der den konjunkturellen Aufwärtstrend in andere Länder trägt und ihn gleichermaßen noch verstärkt“, betonte Heise.
Als Exportnation profitiert Deutschland davon besonders. „Seit 2013 gibt es einen sehr stabilen Aufschwung“, konstatiert der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Im nächsten Jahr werde die deutsche Wirtschaft um 2,2 Prozent zulegen, die Zahl der Arbeitslosen im Jahresmittel auf unter 2,5 Millionen sinken. Fundamental sei der Aufschwung intakt, das größte Risiko sei mittelfristig jedoch der Fachkräftemangel. „Die Unternehmen machen ihre Investitionsentscheidungen davon abhängig, ob sie die Arbeitsplätze auch besetzen können“, so Hüther. Die rekordhohe Beschäftigtenzahl in Deutschland böte auch Lebensversicherern die Chance auf zusätzliche Beitragseinnahmen. „Das verfügbare Einkommen steigt. Das eröffnet zusätzliche Spielräume für die private Altersvorsorge“, sagt GDV-Chefvolkswirt Wiener. Gedämpft werde die Entwicklung jedoch von den niedrigen Zinsen. „Dadurch ist die Sparneigung dramatisch gefallen“, betont Wiener. Deshalb würden die Beiträge der Lebensversicherer 2018 nur moderat steigen.
Mittelfristig erwartet der Ökonom wieder bessere Wachstumschancen für die Assekuranz – auch wegen der neuen Lebensversicherungsprodukte. „Die neuen Garantiemodelle bieten den Kunden bessere Renditechancen.“ Ein weiterer Treiber sei die Digitalisierung. Kunden bekämen so einen einfacheren Zugang zu Produkten, gleichzeitig könnten die Unternehmen neue Versicherungslösungen anbieten. Auch der Klimawandel oder Big Data werde den Absicherungsbedarf erhöhen: „Die komplexere Risikolandschaft eröffnet den Versicherern neue Geschäftsfelder.“
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 450 Mitgliedsunternehmen mit 533.000 Mitarbeitern, 431 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,51 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)