GDV: Versicherer entdecken grüne Renditen
Deutsche Versicherer investieren Milliardenbeträge in erneuerbare Energien. So habe der Versicherungskonzern Allianz in den vergangenen zehn Jahren in 54 Wind- und sieben Solarparks investiert und damit weltweit 2,5 Milliarden Euro angelegt. Darauf verweist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Bei einer Gesamtanlagesumme von rund 650 Milliarden Euro sei das zwar nur ein kleiner Anteil, doch mit den grünen Kraftwerken könnte rechnerisch eine Stadt in der Größe Barcelonas mit Strom versorgt werden. Mittelfristig solle das Anlagevolumen verdoppelt werden.
Auch andere Versicherer seien ins Geschäft eingestiegen, zum Beispiel die Meag, Kapitalanlagegesellschaft der Münchener Rück und der Ergo Versicherungsgruppe. Rund 700 Millionen Euro habe sie in erneuerbare Energien investiert. Tim Ockenga, Leiter Kapitalanlagen beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), beobachtet ein „deutlich gestiegenes und inzwischen großes Interesse“. Jeder vierte institutionelle Investor habe erneuerbare Energien oder Stromnetze in den Anlagekorb aufgenommen, ermittelte das Marktforschungsinstitut Trend Research laut GDV bereits vor zwei Jahren.
Heinrich Degenhart, Finanzwirtschaftsprofessor an der Universität Lüneburg, konstatiert einen regelrechten „Run“ auf erneuerbare Energien. Degenhart sieht neben den höheren Zinsen einen weiteren Vorteil: „Die Laufzeiten sind sehr lang, oft wirft ein Ökostromprojekt 20 Jahre ziemlich verlässlich Geld ab. Das passt zu den langfristigen Zahlungsverpflichtungen, zum Beispiel von Lebensversicherungen.“
Vor allem Windparks seien gefragt, aber die Assekuranz habe auch zahlreiche Sonnenkraftwerke im Portfolio. Dazu kommen Beteiligungen an Wasserkraftwerken und Biogasanlagen. Rund drei Milliarden Euro haben allein die in Deutschland ansässigen Versicherer investiert, schätzt der GDV. Damit seien sie einer der wichtigsten Geldgeber der Energiewende, auch wenn der Anteil an der investierten Gesamtsumme von 1.450 Milliarden Euro noch relativ klein sei.
„Im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten sind erneuerbare Energien derzeit sehr renditestark“, sagt Maik Schulze, Experte für alternative Energien bei Gothaer Asset Management. Eine Bruttoverzinsung auf das Eigenkapital von etwa sieben Prozent werde von der Gothaer in der Regel angestrebt. Verrechnet mit dem höheren Risiko, das Infrastrukturinvestitionen mit sich bringen, weil zum Beispiel beim Betrieb etwas schiefgehe oder der Wind schwächer wehe als erwartet, bleibe unter dem Strich immer noch eine Rendite von 4,3 bis 4,5 Prozent.
Quelle: GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 212.700 Mitarbeitern, 427 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,39 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)