Ifa-Anmerkungen zum Stornorisko nach Zinsanstieg
Ein Anfang August auf einem wissenschaftlichen Kongress vorgestelltes Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank beschäftigt sich mit der Frage, ab welchem Zinsniveau es für Versicherte rational wäre, Lebensversicherungsverträge zu stornieren und welches Risiko sich hieraus für Versicherer ergibt. Jochen Ruß, Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa), hat die Aufgabe übernommen, die Stärken und Schwächen des Papiers zu analysieren und zu diskutieren.
Einige Aspekte seiner Analyse scheinen für die Diskussion des Papiers in Politik und Öffentlichkeit relevant:
„Das Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank greift ein überaus wichtiges Thema auf.
- Es behandelt das Risiko, welches daraus resultiert, dass Kunden nach einem starken Zinsanstieg durch Storno Vorteile erlangen können und Versicherer dadurch Verluste erleiden.
- Die absoluten Zahlen, die in der Studie genannt werden, sind jedoch mit sehr großer Vorsicht zu genießen. Belastbare Zahlen könnten nur mit realitätsnäheren mathematischen Modellen gewonnen werden.
- Insbesondere ist das systemische Risiko eines „Run“ auf Versicherungen in der Praxis deutlich geringer als im verwendeten Modell.
- Das Diskussionspapier verschweigt leider die Ursache dieses Problems, nämlich eine unseres Erachtens unsachgemäße Regelung im Versicherungsvertragsgesetz.
- Der Fokus der Diskussion sollte stärker auf die Ursache des Problems gerichtet werden, zumal das Problem durch eine für Kunden und Versicherer faire Definition garantierter Rückkaufswerte zu beheben wäre.
- Dies ist umso wichtiger, als ein Storno nach steigenden Zinsen in der Realität nicht nur den Versicherer, sondern auch das verbleibende Kollektiv belastet.“
Quelle: Pressemitteilung Ifa
Die Gesellschaft für Finanz- und Aktuarwissenschaften mbH (Ifa) ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen für aktuarielle und finanzmathematische Fragen im Bereich der Versicherung und Altersvorsorge. Sitz des Instituts ist Ulm. (TH1)