Lebensversicherung: BdV beklagt „Renaissance des legalen Betrugs“
Der Bund der Versicherten (BdV) sieht in der gegenwärtigen Praxis der Lebensversicherungsunternehmen einen Missstand zulasten der Verbraucher. „Flächendeckend werden die Versicherungskunden anscheinend ungenügend an den Überschüssen beteiligt“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV.
Mit Billigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) werden die Überschüsse der Kunden nur auf einen Teil der Gewinne gewährt, moniert der BdV. So würden Versicherer vor der Zuweisung der Überschüsse erhebliche Mittel in einen Reservetopf umschichten. Diese Gelder sind damit dem System der Überschussbeteiligung erst einmal entzogen. Sie umfassen nach aktuellen Untersuchungen von „Öko-Test“ knapp ein Drittel aller Gewinne, in Einzelfällen sogar weit mehr als die Hälfte aller Gewinne. „Der legale Betrug ist zurück“, so Kleinlein.
„Der Kunde kauft zuerst ein deutlich überteuertes Produkt und bekommt im Gegenzug dann zusätzlich die Überschüsse“, erklärt Versicherungsmathematiker Kleinlein die Geschäftsgrundlage der deutschen Lebensversicherung. Diese Geschäftsgrundlage sieht der BdV nun aufgekündigt, da die Überschüsse nur noch eingeschränkt gewährt werden. „Die Aufsichtsbehörde hat in ihrem Auftrag als Missstandsaufsicht versagt“, kritisiert Kleinlein. „Sie sollte sich stattdessen ein Beispiel an der Österreichischen Behörde nehmen, die hier mit anderen Regeln die Ansprüche der Kunden schützt.“
Der BdV stützt sich in seinen Analysen auf die aktuelle Veröffentlichung von „Öko-Test“ (Magazin 2/2015). „Es sind die Versicherungskunden und nicht die Unternehmen die derzeit leiden müssen“, so Kleinlein. „Das Vertrauen der Kunden in die kapitalgedeckte Vorsorge mit Versicherungen ist erschüttert.“
Quelle: Pressemitteilung BdV
Bei dem Bund der Versicherten e.V. (BdV) handelt es sich um eine unabhängige und gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation. Der Verein wurde 1982 gegründet und zählt mehr als 53.000 Mitglieder. (JF1)