Lebensversicherungen: Sind ausländische Anbieter die Profiteure?
Angesichts der anhaltenden Zinskrise und eines steigenden Margendrucks unter Lebensversicherern haben ausländische Anbieter gute Wachstumschancen im deutschen Markt. Dies ist das Ergebnis eines Roundtables zum Thema „Ausländische Versicherer: Retter der Altersvorsorge?“ von Instinctif Partners in Frankfurt. „Ausländische Anbieter profitieren von ihrer Erfahrung mit Alternativprodukten. Zudem sind sie geübt, neue Konzepte bei den Vermittlern zu platzieren und sind tendenziell offener für alternative Vergütungsmodelle“, sagte Christian Mylius, Managing Partner des Beratungshauses Innovalue. Aufgrund der herrschenden Verunsicherung hinsichtlich der langfristigen Entwicklung der Lebensversicherung, rechnet Mylius damit, dass sich die Kunden vertrauten und bekannten Marken zuwenden. „Für Marken mit geringer Bekanntheit ist es in einer solchen Phase schwerer, Vertrauen aufzubauen.“
Der Ansatz, nicht nur versicherungstechnisch, sondern vermögensorientiert zu denken, wird bei modernen Produkten noch wichtiger, so der Tenor unter den Diskutanten. Die langjährige Fokussierung auf Garantieprodukte habe bei vielen Verbrauchern zu übertriebenen und teilweise irrigen Sicherheitsbedenken geführt. Laut Andrea Helmerich, Head of Strategy and Businnes Planning bei Standard Life Deutschland, bedeute der Verzicht auf Garantien nicht, dass der Kunde Sicherheit aufgeben muss. Es gebe inzwischen moderne Anlagekonzepte, die auch ohne Garantie für eine stabile Performance sorgen. In dem immer volatiler werdenden Marktumfeld spiele die Investmentkompetenz der Anbieter eine entscheidende Rolle.
Bei der Entwicklung und Einführung fondsgebundener Vorsorgeprodukte können die Anbieter auf Erfolgsrezepte aus anderen Ländern zurückgreifen. „Unser Vorteil ist, dass wir Erfahrungen aus Märkten wie Australien, UK, Irland und anderen Ländern nutzen und teilweise auch Cross-Border- Geschäft machen können“, sagt Marcus Nagel, Leben-Vorstand der Zurich-Gruppe Deutschland. Er rechnet mit einer weiterhin positiven Marktentwicklung, gibt aber zu bedenken, dass der Vertrieb intensiv für die Vermittlung der komplexen Produkte geschult werden müsse. Auch aus diesem Grund sehen er und die anderen Teilnehmer die scharf geführte öffentliche Diskussion um die Vergütungshöhe von Versicherungsvermittlern kritisch: „Es wird weiterhin unterschätzt, wie viel Zeit, Recherche und Aufwand Berater investieren, um zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Ein starker Rückgang der Einnahmen pro Abschluss ist am Ende nicht zielführend“, so Nagel.
Neben den Marktpotenzialen ausländischer Anbieter in Deutschland sprachen die Teilnehmer auch über Modelle eines staatlichen Vorsorgefonds. In der jetzigen Situation sehen sie staatliche Lösungen nicht als sinnvolle Alternative. Auch diese würden nicht ohne Verwaltungsaufwand betrieben werden, ein Mangel an Wettbewerb sei der Kostenreduktion auf Dauer nicht dienlich. Zudem seien individuelle Beratung und auf den jeweiligen Kundenbedarf zugeschnittene Produkte nicht zu ersetzen. Die Entwicklung einfacher, standardisierter Produkte für Kundengruppen, die diese Beratungsleistung nicht bezahlen können oder wollen, sei aber zu erwarten.
Quelle: Pressemitteilung Instinctif Deutschland
Instinctif Partners ist eine Agentur für Kommunikationsberatung und beschäftigt rund 400 Mitarbeiter. Instinctif Partners ist mit eigenen Büros unter anderem in London, New York, Johannesburg, Hongkong, Peking, Shanghai und Brüssel vertreten. (JF1)