MetallRente-Studie 2016: Die heutige Jugend ist die prekäre Generation der Rentenreform
Die Politik muss jetzt handeln. Darin sind sich die Herausgeber der aktuellen MetallRente-Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ einig, denn einer ganzen Generation drohe Armut im Alter. Die Jugend hat zu wenig Vertrauen in die staatlich geförderten Modelle zusätzlicher Altersvorsorge, zu wenig Geld dafür oder beides - dies machten die Ergebnisse der Untersuchung deutlich.
Für die Untersuchung wurden 2.500 junge Leute im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft und über ihre Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge befragt. „Die Mehrzahl der jungen Leute ist optimistisch, wenn sie an ihre eigene Zukunft denkt“, so der Jugendforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, der diese sowie die beiden vorherigen Untersuchungen geleitet hat. Die positiven Erwartungen gegenüber den letzten Studien hätten sich gesteigert. „Aber“, betont Hurrelmann, „die Generation Y zweifelt immer mehr an der privaten Vorsorge. Nur 35 Prozent aller Jugendlichen sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung. Dabei erstaunt der Realitätssinn der jungen Leute. Ihnen ist klar, dass die Vorsorge-Angebote und die jetzigen Rahmenbedingungen kein angemessenes Leben im Alter sichern“.
Als „zutiefst besorgniserregend“ bezeichnet MetallRente-Geschäftsführer Heribert Karch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung. Vor 15 Jahren sei die Renten-Reform mit dem Argument eingeführt worden, mehr Generationengerechtigkeit herzustellen. Das Ergebnis sei jedoch weniger Gerechtigkeit. Karch zeigt sich alarmiert: „Die junge Generation wird immer mehr zur prekären Generation der Rentenpolitik. Die Staatsausgaben für die Altersversorgung in Deutschland befinden sich gemeinsam mit Polen, Spanien und Slowenien am Rande des oberen Drittels aller OECD-Staaten. Dennoch liegen die Lohnersatzraten - also das Verhältnis der Rente zum vorherigen aktiven Einkommen - in der Bundesrepublik am unteren Ende dieser Länder! Statt Generationen-Gerechtigkeit haben wir Unsicherheit. Es muss endlich gegengesteuert werden“.
Weniger Angst vor Altersarmut und gleichzeitig Zweifel an der privaten Vorsorge: Das Sparverhalten der jungen Leute ist laut Studie stabil. Allerdings haben sich die Gründe dafür verschoben. 54 Prozent sparen regelmäßig und 30 Prozent ab und zu (2010: 53 Prozent/31 Prozent). Die jungen Sparer legen mit 64 Prozent vermehrt Geld für eine Urlaubsreise zur Seite. (2010: 56 Prozent). Aber nur 35 Prozent aller Jugendlichen sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung (2010: 38 Prozent). 49 Prozent sparen überhaupt (regelmäßig oder ab und zu) für das Alter (2010: 55 Prozent).
Der Anteil der Vorsorgesparer, die sich für die betriebliche Altersversorgung entschieden haben, ist von 31 Prozent (2010) auf 40 Prozent (2016) gestiegen. Dagegen nutzen weniger junge Leute Riester-Produkte oder private Renten beziehungsweise Lebensversicherungen.
Die bAV werde zwar unter jungen Leuten langsam beliebter. Dennoch habe sich die zusätzliche Altersversorgung nicht hinreichend durchsetzen können. „Zu wenige Teilnehmer, zu wenig Geld und bald zu spät“, auf diese Formel bringt Karch die Situation. Das Fazit von Hurrelmann: „So wie heute kann es nicht weitergehen. Denn selbst, wenn jemand vorbildlich in alle drei Säulen der Altersvorsorge einzahlt, kann er am Ende nicht mit einem zufriedenstellenden Ergebnis rechnen. Das System führt die jungen Leute an der Nase herum. Die Politik muss jetzt handeln. Denn sonst ist es für die junge Generation zu spät. Dann ist sie objektiv von Altersarmut bedroht. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern einfach eine Tatsache“.
Quelle: Pressemitteilung MetallRente
MetallRente wurde 2001 als gemeinsames Versorgungswerk von IG Metall und Gesamtmetall ins Leben gerufen. (mb1)