Versicherungsmarkt: Rechtliche Risiken für Unternehmen oft größer als Betriebsgefahren
Die Risiken für Unternehmen ändern sich dramatisch. „Früher hatte man Angst davor, dass ein Feuer ausbricht. Heute hat man Angst vor Post vom Rechtsanwalt“, sagt Hartmuth Kremer-Jensen, Chief Broking Officer des globalen Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon, bei der Vorstellung eines aktuellen Reports über den deutschen Versicherungsmarkt.
„Datenschutz-Grundverordnung, Regulierungen, die zu hohen Haftpflichtrisiken führen, Sammelklagen bald auch in Deutschland: Für Unternehmen und ihre Manager wird das Arbeiten zum Spießrutenlauf“, sagt Kremer-Jensen. Die aktuelle Entwicklung liefere Anlass zur Sorge, weil sich manche Paragrafen lähmend auf das Tagesgeschäft auswirken würden. „Angesichts der zahlreichen rechtlichen Anforderungen, die zeitgleich auf die Manager niederprasseln, wird in vielen Firmen für das eigentliche Kerngeschäft nur das Nötigste getan“, so der Aon-Experte.
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sei ein gutes Beispiel dafür. Deutschland hätte mit seinem Datenschutzgesetz bereits eine gut funktionierende Grundlage für Verbraucher und Unternehmen geschaffen. Die Standards seien so hoch gewesen, dass sich die EU mit der Datenschutz-Grundverordnung sogar weitgehend daran orientiert habe. Trotzdem seien viele deutsche Unternehmen bis heute noch mit der Umsetzung der DSGVO-Anforderungen beschäftigt.
Die nächste Branche, die durch eine rechtliche Änderung vor Herausforderungen gestellt werde, sei die Automobilindustrie. Kremer-Jensen: „Wenn ab 1. November Musterfeststellungsklagen in Deutschland möglich sind, müssen sich die Autohersteller aufgrund des Abgasskandals auf Sammelklagen einstellen.“ Insgesamt erlebe Deutschland in diesem Jahr die „absurde Situation, dass die rechtlichen Risiken in einigen Unternehmen größer sind als die Betriebsgefahren.“
Quelle: Pressemitteilung Aon
Aon ist ein Dienstleister für Risikomanagement sowie Versicherungs- und Rückversicherungsmakler und Berater für Human Resources. Weltweit arbeiten für Aon mehr als 50.000 Mitarbeiter in über 120 Ländern. In Deutschland sind rund 1.700 Mitarbeiter an elf Standorten für das Unternehmen tätig. (mb1)