Versicherungsverband GDV: Langfristige Umbrüche beeinflussen Finanzstabilität
Trotz der schwierigen makrofinanziellen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre haben sich das Finanzsystem und die Versicherungswirtschaft bisher laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als resilient erwiesen. Aber die systemischen Risiken blieben weiterhin erhöht und die Herausforderungen groß. Einen Überblick über aktuelle makroprudenzielle Entwicklungen gibt die neue Ausgabe der „Financial Stability Perspectives“ des GDV.
Die Risiken für die Finanzstabilität im Euroraum blieben insbesondere durch verschlechterte wirtschaftliche Aussichten, größere Unsicherheit und weiterhin straffe Finanzierungsbedingungen erhöht. Die vollen Auswirkungen des starken Zinsanstiegs werden laut GDV erst nach und nach sichtbar. Sollte es zu adversen Entwicklungen etwa im Hinblick auf Inflation oder Einschätzungen zur Schuldentragfähigkeit kommen, drohten Bewertungskorrekturen bei Assets, die das Finanzsystem erneut belasten könnten. Neben den zyklischen Herausforderungen müssten Realwirtschaft und Finanzsystem mit demografischem Wandel, geopolitischen Veränderungen, digitaler Transformation und dem Übergang zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft auch tiefgreifende und überlappende strukturelle Umbrüche bewältigen.
Der Versicherungssektor erweise sich weiterhin als stabil. Die hohe Resilienz zeige sich unter anderem an den starken Solvenzquoten nach Solvency II, wie auch die makroprudenziellen Aufseher konstatieren. Aufgrund der herausfordernden makrofinanziellen Rahmenbedingungen blieben jedoch auch für die Versicherungswirtschaft die Risiken erhöht. Neben der Analyse der aktuellen makroprudenziellen Entwicklungen widmet sich die Ausgabe dem Fokusthema Versicherungslücken und Finanzstabilität. Angesichts zunehmender Risiken, etwa bei den Naturgefahren, kommt privatwirtschaftlichem Versicherungsschutz eine zunehmende Bedeutung als gesamtwirtschaftlichem Stabilisierungsfaktor zu. Schon heute seien die Lücken im Versicherungsschutz jedoch groß und nehmen weiter zu. Es wird daher zunehmend nach Möglichkeiten gesucht, strukturellen Versicherungslücken entgegenzuwirken. Wenn es gelingt, den Versicherungsschutz zu stärken, kann dies einen wichtigen Beitrag für mehr Finanzstabilität und eine resilientere Volkswirtschaft leisten. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit knapp 481.000 Mitarbeitern, 473 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,9 Billionen Euro zusammengeschlossen.