Versicherungsverband: "Regeländerungen könnten Solvenzquoten beeinträchtigen"
Die Solvenzlage der deutschen Versicherungswirtschaft hat sich im Jahr zwei nach dem Start von Solvency II auf hohem Niveau weiter verbessert. Nun stehen wichtige Elemente des Systems bereits wieder auf dem Prüfstand. Die diskutierten Regeländerungen könnten die Solvenzquoten der Unternehmen erheblich beeinträchtigen, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Der GDV geht davon aus, dass die Solvenzquote (Verhältnis von Eigenmitteln zur Solvenzkapitalanforderung, SCR) der deutschen Lebensversicherer zum Jahresende 2017 weiter gestiegen ist. Für das vierte Quartal 2017 hat der Verband eine Quote von rund 380 Prozent errechnet. Dieser Wert dürfte nahe an der SCR-Quote zum 31. Dezember 2017 liegen.
Die Solvenzquote der deutschen Versicherungswirtschaft ist im europäischen Vergleich weit überdurchschnittlich. Das würden die Daten der EIOPA zeigen, so der GDV. Die Bedeckungsquote bei Berücksichtigung der Long-Term-Guarantee-Maßnahmen (kurz LTG) belaufe sich für Deutschland auf 331 Prozent gegenüber 229 Prozent im EWR-Durchschnitt. Auch ohne Berücksichtigung der LTG-Maßnahmen liege die Bedeckungsquote in Deutschland mit 271 Prozent über dem europäischen Durchschnittswert von 184 Prozent.
Die bis 2021 laufenden Review-Prozesse zu Solvency II könnten einige Regelveränderungen bringen, die erheblichen Einfluss auf die Solvenzquoten haben würden. Die wesentlichen Punkte sind die mögliche Änderung des Zinsrisikos, die Diskussion über den Extrapolationsstart in der Zinsstrukturkurve sowie die (bereits von der EIOPA angewendete) Absenkung der langfristigen Zinsannahme (Ultimate Forward Rate, UFR). Aus Sicht der Branche bestehe die Gefahr, dass veränderte, ökonomisch schwer begründbare Modell- und Risikoannahmen die Eigenmittelanforderungen massiv erhöhten.
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 524.000 Mitarbeitern, 431 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,31 Billionen Euro zusammengeschlossen. (TH1)