Versicherungswirtschaft sieht für sich Schlüsselrolle in der EU-Kleinanlegerstrategie
Auf der Veranstaltung "Retail Investment Strategy: Time to change to a behavioral economics perspective?" diskutierten Politiker, Aufsichtsbehörden, Wissenschaftler und Vertreter des gastgebenden Gesamtverbands der Versicherer (GDV)), wie verhaltensökonomische Erkenntnisse optimal in die EU-Kleinanlegerstrategie integriert werden können.
Die EU-Kleinanlegerstrategie (Retail Investment Strategy) soll Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigen, mehr ihrer Ersparnisse auf den Kapitalmärkten anzulegen. Das Ziel: die Altersvorsorgelücke zu schließen und die Transformation der Wirtschaft zu finanzieren. Die Versicherungsbranche sieht sich dabei in einer Schlüsselrolle. "Wir setzen darauf, dass die Branche ambitionierte Veränderungen unterstützt, um die Bedingungen für Kleinanleger zu verbessern und ihre Beteiligung am Kapitalmarkt zu stärken", betont Alexandra Jour-Schröder, stellvertretende Generaldirektorin der EU-Kommission auf der GDV-Veranstaltung. Dies gelingt nur, wenn Verbraucher die Chancen der Kapitalmärkte verstehen und ermutigt werden, diese zu nutzen.
Mangelndes Finanzwissen und Informationsüberflutung sind dabei zentrale Herausforderungen. Chiara Monticone, Senior Policy Analyst bei der OECD, analysiert, dass potenzielle Kleinanleger sich zunehmend auf Empfehlungen aus ihrem persönlichen Umfeld verlassen. Sie fordert, dass man die Menschen neugierig machen müsse, um sie zur Eigeninitiative und zum Erwerb von Finanzwissen zu bewegen. Ralf Berndt, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Lebensversicherung, meint hingegen: „Wir können nicht erwarten, dass Kleinanleger in der EU von sich aus aktiv werden. Die Lösung dieser Herausforderungen liegt auch in den Händen der politischen Entscheidungsträger, die aufgerufen sind, die Vorschriften zur Offenlegung zu modernisieren und zu straffen.“ (DFPA/abg)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit knapp 481.000 Mitarbeitern, 473 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,9 Billionen Euro zusammengeschlossen.