Zukunft der Versicherungswirtschaft: „Einschneidende Veränderungen für den Vertrieb“
Von Wachstum ist im Versicherungsmarkt in den kommenden Jahren nur in selektiven Feldern auszugehen, während das alte Stammgeschäft bröckelt: So könnte das Beitragsvolumen in der Lebensversicherung je nach Politikvorgaben um vier Milliarden Euro sinken, in der Schaden- und Unfallversicherung herrscht nahezu Stagnation. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Versicherung 2025 - Ein Zukunftsszenario für die Gewinner von morgen“ der Managementberatung Oliver Wyman, in der die Treiber des Wandels im Versicherungsmarkt analysiert werden sowie ihre Folgen und neue Perspektiven aufgezeigt werden.
Von 245.000 traditionellen Vermittlern und Maklern werden im Szenario der Studie rund 100.000 aus dem Markt ausscheiden. Chancen hingegen bietet eine konsequente Digitalisierung: Sie ermögliche Versicherern, bis zum Jahr 2025 ihre Kostenquote um ein Viertel zu senken und zugleich besseren Service anzubieten. Wer heute sein Kern-Geschäftsmodell klar definiere, strategische Schwerpunkte setze und eine agile Firmenkultur etabliere, ist laut Studie auch gegen steigenden Wettbewerbs- und Kostendruck gewappnet.
Doch gerade für den Vertrieb werden einschneidende Veränderungen erwartet: „Alte Fürstentümer innerhalb von Versicherungsunternehmen bröckeln - und Kunden gehören in Zukunft in der Regel dem Unternehmen, und nicht einem Vertriebsweg oder Vermittler.“ Dominieren werden sogenannte Omnikanalmodelle, wobei die Bedeutung von digitalen Medien, Aggregatoren sowie unabhängigen Drittvertrieben wächst. In traditionellen Vermittlerorganisationen müsse ein nahtloses Zusammenspiel zwischen Mensch und Online-Unterstützungsinstrumenten erfolgen. Den klassischen Versicherungsvermittlern und -beratern stehen laut Studie schwere Zeiten bevor, für viele sei das Ausscheiden aus dem Markt eine wirtschaftliche Notwendigkeit, denn das erzielbare Provisionsvolumen im Markt sinkt ebenfalls drastisch um 40 bis 50 Prozent.
Das Kostenmanagement behalte in der Versicherungswirtschaft überragende Bedeutung. „Die Branche wird ihre mittlere Kostenquote ohne Provisionen im Schnitt um 20 bis 25 Prozent senken können und müssen“, prognostiziert Rouget Pletziger, Principal im Bereich Versicherungen bei Oliver Wyman. Besonders hohe Effizienzgewinne seien bei den Abschlussgemeinkosten sowie bei hoch automatisierbaren internen Betriebs-, Schaden- und Servicefunktionen realisierbar.
Wie sich der Gesamtmarkt bis 2025 entwickeln wird, hänge auch vom politischen Rahmen ab - dies gelte insbesondere für die Lebensversicherung. Das Beitragsvolumen könnte bei einer gesetzlich verordneten Stärkung der betrieblichen Altersversorgung von rund 94 Milliarden Euro im Jahr 2014 bis 2025 auf 98 Milliarden Euro steigen. Bleiben Vorgaben der Politik aus, droht laut Analyse ein Absinken auf 90 Milliarden Euro. Die Niedrigzinsen belasteten weiterhin das Ergebnis und die Attraktivität der privaten Altersvorsorgeprodukte.
Quelle: Pressemitteilung Oliver Wyman
Oliver Wyman ist eine Managementberatung mit weltweit 3.700 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 26 Ländern. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies. (mb1)