Analyse: Konjunkturelle Faktoren drücken auf die Stimmung in der Immobilienbranche
Die Ergebnisse des „RICS Global Commercial Property Monitor“ des Berufsverbandes RICS für das zweite Quartal 2020 (GCPM) spiegeln die makroökonomischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die Folgen für den Immobiliensektor wider. Die wichtigsten Stimmungsindikatoren bewegten sich deutlich im negativen Bereich. Insgesamt liegen die Ergebnisse laut Analyse jedoch immer noch über den Tiefstwerten, die nach der weltweiten Finanzkrise verzeichnet wurden.
Der globale RICS-Stimmungsindikator, der das Feedback von Mietern und Investoren abbildet, beruht auf dem gewichteten Durchschnitt der Rückmeldungen aus den erfassten Ländern und ist in den vergangenen drei Monaten von minus 28 auf minus 37 gefallen. Auf regionaler Ebene zeigt sich in Europa eine deutliche Verschlechterung des Stimmungsindikators gegenüber dem ersten Quartal von minus 14 auf minus 36. Dieser Einbruch folgt auf einen Zeitraum mit relativ stabilen Ergebnissen in Europa.
Auf globaler Ebene rechnen jeweils 36 beziehungsweise 37 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit einem Rückgang der Miet- und Kapitalwerte in den Mainstream-Assetklassen. Die Aufschlüsselung nach Regionen zeige etwas weniger negative Prognosen für den Raum Asien-Pazifik, leicht pessimistischere Erwartungen für Nord- und Südamerika sowie relativ ähnliche Prognosen für Europa. Die Zahlen für Europa werden von der Entwicklung in Großbritannien belastet, das aktuell die europaweit schlechtesten Prognosen für die Miet- und Kapitalwertentwicklung verzeichnet.
Der Indikator für die Mietpreisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten deute darauf hin, dass die konjunkturelle Schwächephase in Kombination mit strukturellen Veränderungen äußerst negative Auswirkungen auf den Einzelhandelssektor und zunehmend auch auf den Büromarkt haben wird. Im Gegensatz dazu seien die Zahlen für den Industrie- und Logistiksektor auf globaler Ebene in den positiven Bereich zurückgekehrt.
In Deutschland ist der Mietmarktindex „Occupier Sentiment Index (OSI)” im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr von minus 17 auf minus 36 Punkte gefallen. Dabei handele es sich um das niedrigste Ergebnis seit 2009. Ein Anteil von 88 Prozent der Befragten verzeichnete im zweiten Quartal einen Nachfragerückgang bei Einzelhandelsflächen, das bisher schlechteste Quartalsergebnis. Auch die Büronachfrage verzeichnete einen Rückgang, dort vermeldeten 55 Prozent der Teilnehmer eine negative Entwicklung. Die Nachfrage nach Industrieflächen sei jedoch beständiger. In diesem Segment sehen die Befragten laut Analyse kaum Veränderungen.
Der Investmentmarktindex „Investment Sentiment Index (ISI)” ist im zweiten Quartal 2020 von minus vier auf minus 19 abgerutscht. Die Investitionsnachfrage fiel in allen untersuchten Sektoren, wobei der Rückgang bei Industrieflächen im Vergleich zu den Büro- und Einzelhandelssegmenten moderater ausfiel. Hinsichtlich der Kapitalwertentwicklung in den kommenden zwölf Monaten verzeichnen lediglich erstklassige Industrieobjekte und Datenzentren positive Prognosen. In den meisten Segmenten wird mit einem Preisrückgang gerechnet – im Einzelhandelssegment und für Hotels fallen die Prognosen besonders negativ aus. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung RICS
The Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) wurde 1868 in Großbritannien gegründet und erhielt 1881 die königliche Charta. Heute ist sie eine weltweit tätige Berufsorganisation, die 130.000 Immobilienexperten rund um den Globus repräsentiert. Sitz von RICS Deutschland ist Frankfurt am Main.