Europa vor dem Comeback?
Mit starker Performance haben sich die europäischen Börsen in den vergangenen Wochen eindrucksvoll zurückgemeldet. Dass europäische Aktien derzeit wieder stark gefragt sind, hat vor allem zwei Gründe: die Deeskalation im Handelsstreit zwischen USA und China und die gesunkene Wahrscheinlichkeit für einen ungeregelten Brexit, schreibt Dr. Eduard Baitinger,
Head of Asset Allocation in der Feri-Gruppe, in einem aktuellen Marktkommentar.
„Handelt es sich bei der jüngsten Entwicklung nur um ein kurzes Aufbäumen, oder stehen die europäischen Märkte jetzt vor einer Trendwende? Dem globalen und dem US-Aktienmarkt hinkt Europa jedenfalls seit mehr als zwölf Jahren hinterher. Während der Euro Stoxx 50 noch heute unter dem Niveau aus dem Jahr 2007 notiert, hat sich der vergleichbare S&P 500 Index seither praktisch verdoppelt. Auch im Hinblick auf die Bewertungsniveaus entwickelten sich Europa und der Rest der Welt auseinander. Europäische Börsen werden heute im relativen Vergleich mit deutlichen Bewertungsabschlägen gehandelt.
Dass globale Investoren lange Zeit so skeptisch gegenüber europäischen Aktien waren, ist durchaus gerechtfertigt. Der europäische Bankensektor leidet noch immer unter den Nachwirkungen der globalen Finanzkrise und der Eurokrise. Die Negativzinspolitik der EZB belastet die Profitabilität europäischer Banken zusätzlich. Ferner haben europäische Börsen kaum nennenswerte globale Tech-Werte vorzuweisen. Doch sind es gerade die großen Internet- und Technologie-Aktien, die für einen erheblichen Teil der Kursanstiege globaler Indizes verantwortlich sind. Und schließlich rechtfertigt auch die politische Fragilität der Eurozone eine höhere Risikoprämie auf europäische Anlagemärkte und deren Währung“, so Baitinger.
Allerdings seien die Schwächen der europäischen Märkte hinreichend bekannt und in den Kursen jahrelang berücksichtigt worden. Die starken Avancen der vergangenen Wochen könnten laut Baitinger ein Zeichen dafür sein, dass die Anleger nun ihren Pessimismus im Hinblick auf europäische Aktienwerte überwunden haben. Baitinger: „Sollten die geopolitischen Entspannungssignale anhalten und die negativen Folgen des – wahrscheinlich geregelt ablaufenden – Brexit in Grenzen bleiben, könnten die europäischen Märkte vor einem spürbaren Comeback stehen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die weltweite Konjunktur im nächsten Jahr wieder erholen sollte. Europäische Aktien müssten dann in globalen Portfolios wieder stärker gewichtet werden. Auch für den Euro impliziert dieses Szenario erhebliches Aufwertungspotenzial. Übermäßige Exponierung in Fremdwährungen, speziell US-Dollar, sollte folglich auf den Prüfstand gestellt werden.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Feri-Gruppe
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34,5 Milliarden Euro betreut (Stand: 31. Dezember 2018).