Europäische Banken: Credit-Story bleibt trotz Covid-19 intakt
Können Anleger die Anleihen eines Emittenten positiv beurteilen, während sie seine Aktien negativ einschätzen? Die unterschiedliche Entwicklung nachrangiger Anleihen und Aktien von Banken, die Anleihen-Inhabern in den vergangenen fünf Jahren eine Outperformance von über 70 Prozent erbrachte, stellt eine faszinierende Fallstudie dar. Das merkt Romain Miginiac an, Head of Research bei Atlanticomnium, einem Partnerunternehmen des Vermögensverwalters GAM Investments.
Der Performanceunterschied dieser Anlageklassen spiegele zwei unterschiedliche Aspekte wider: Die Entwicklung der Bilanzen und die Entwicklung der Gewinne. Einerseits profitierten die Anleihen-Inhaber von der Verschärfung der Regulierungsbedingungen, die zu einem Eigenkapitalaufbau und zu einer Verringerung der Bankbilanzrisiken führte. Andererseits übten die niedrigen oder gar negativen Zinsen und der härtere Konkurrenzkampf Druck auf die Nettozinsmargen und die Erträge aus, während der Kapitalaufbau die Eigenkapitalrendite (ROE) mechanisch verringere – und damit auch die Ertragsaussichten für die Aktionäre beeinträchtige.
„Nach unserer Einschätzung verstärkt die Covid-19-Krise tendenziell die beschriebene Entwicklung. Es steht jedoch außer Frage, dass dieser beispiellose Schock für die Wirtschaft nicht spurlos an den Banken vorübergehen wird – insbesondere da die Rückstellungen für Kreditverluste in den kommenden Quartalen stark steigen dürften. Da wir nur über begrenzte Einblicke in die tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise verfügen, können wir nicht genau vorhersagen, wie die Erholung verlaufen wird. Daher konzentrieren wir uns auf die Fähigkeit der Banken, Verluste zu absorbieren, anstatt zu versuchen, potenzielle Verluste zu prognostizieren“, sagt Miginiac.
Selbst wenn es zu leicht negativen Abweichungen von den aktuellen Erwartungen komme, sollten die Gewinne ausreichen, um Rückstellungsanforderungen abzudecken, sodass die Kapital-Reservenpositionen der Banken dadurch nicht beeinträchtigt werden. Für Anleihen-Inhaber sei es beruhigend, dass sich die Banken in einer außerordentlich starken Position befinden. Die Risiken für Anleihen-Inhaber hätten sich nicht wesentlich verändert.
Insgesamt sei die Credit-Story für europäische Banken intakt. Die starken Positionen bei den Kapitalreserven mit Gewinnen vor Rückstellungen seien mehr als ausreichend, um die Auswirkungen von Covid-19 zu absorbieren. Obwohl die Gewinne laut Miginiac unter Druck stehen, arbeiteten die Banken unverändert rentabel. Damit sei Covid-19 zwar ein Problem für die Aktien, aber nicht für die Bilanzen. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung GAM
Die Vermögensverwaltungsgruppe GAM bietet Anlagelösungen und -produkte für Institutionen, Finanzintermediäre und Privatkunden an. Das Investment-Management-Kerngeschäft der Gruppe wird durch eine Private-Labelling-Sparte ergänzt, die Management-Company- und andere unterstützende Dienstleistungen für Dritte anbietet.