Finanzmärkte mit Rezessionssorgen
Mit der Inversion der vielbeachteten US-Zinsstruktur, bestehend aus der Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen Staatsanleihen, deutet ein weiterer wichtiger Indikator auf deutlich erhöhte Rezessionsrisiken hin, schreibt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation beim Investmenthaus Feri-Gruppe. Zum ersten Mal im seit 2009 vorherrschenden Aufwärtstrend der US-Aktien sei diese Zinsdifferenz negativ.
Die globalen Aktienmärkte reagierten mit panikartigen Verkäufen. Da eine Rezession in der Regel stark fallende Aktienmärkte auslöst, sei die aktuelle Verunsicherung an den Börsen nachvollziehbar. Auch der Umstand, dass die US-amerikanische Notenbank im Juli zum ersten Mal seit zehn Jahren den Leitzins gesenkt hat, stimme erfahrene Investoren nicht optimistisch. Die vergangenen beiden Zyklen, in denen die US-Notenbank Fed nach einer längeren Phase steigender Zinsen die Zinsen gesenkt hat, gingen stets einher mit negativen Reaktionen an den Märkten, so Baitinger. Die Erklärung: In beiden Fällen war der Fed-Zinssenkungszyklus eine Reaktion auf sehr schwache Fundamentaldaten, die sich auch von deutlich gesenkten Leitzinsen nicht mehr umkehren ließen.
Die Sorge, dass auch dieses Mal wieder eine Negativdynamik in Gang kommt, mache die Nervosität der Fed und anderer Notenbanken verständlich. Es sei daher zu erwarten, dass die globalen Notenbanken in den nächsten Wochen und Monaten geldpolitisch massiv gegensteuern werden. Erste Signale in diese Richtung sende bereits die EZB, die laut Baitinger zunehmend überfordert wirke. Sollte die wirtschaftliche Schwäche weiter anhalten, könnten die Finanzmärkte auf einen deutlichen Abwärtstrend zusteuern. Zwangsläufig sei diese Entwicklung bislang jedoch nicht. „Sollte es den Notenbanken tatsächlich gelingen, mit aggressiven Lockerungsmaßnahmen die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren und auch die Gemütslage der Marktteilnehmer zu beruhigen, hätten die Aktienmärkte weiter Unterstützung und könnten sogar erneut ansteigen. Investoren sollten in nächster Zeit sehr genau auf die Entwicklung aktueller Makro-Daten achten, um nicht von den Märkten auf dem falschen Fuß erwischt zu werden“, schließt Baitinger. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Feri
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34,5 Milliarden Euro betreut (Stand: 31. Dezember 2018).